BAND V

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Dies ist Band V der Geschichte um den Bürgerkrieg Endurias.

Der Feuerkönig von „Flammar“

Kapitel I

Die von Surisarn Ur’tiufal, zum Ende seines Lebens bevorzugten Halbelfen von Flammar, auch genannt Marguai, sahen sich nach dem Ende der Dynastie der Elascar als rechtmäßige Erben von Flammar an. Im Vatervolk der Menschen konnten sie nur einen schwachen Nebenbuhler erkennen, denn schon unter der Herrschaft Surisarns galten die Menschen als minderes und primitiveres Volk.


Die Marguai sahen sich durch die Gabe das Feuer zu beherrschen und durch Ihre mächtige Kampfkunst als geborene Anführer. So waren es auch die Menschen die Ihnen seit Generation für alle möglichen Tätigkeiten dienten. Ob es das Schmieden von Schwertern oder ihrer Speere war, dem Herstellen ihrer leichten Rüstungen oder dem Brauen von Essenzen, dem Anbau von Nahrung oder der Pflege ihrer Häuser, die Menschen hinterfragten nicht ihre Arbeit.


Sie waren voller Furcht vor dem Zorn ihrer Herren oder gar dem von Surisarn selbst. Oft drohte man Ungehorsamen mit der Verbannung in die Wildnis und nicht selten verkrüppelte oder erblindete jemand durch einen Angriff der Feuermagie.


Der Mächtigste unter den Marguai war ein alter, halbelfischer Magier namens Gulgarath. Einst von Surisarn persönlich ausgebildet und zum Anführer der Halbelfen ernannt, war sein Ruf als strenger Erzmagier des Feuers weit bekannt.


Ihm war nicht nur die seltene Ehre zu Teil geworden, die Truppen Flammars anzuführen, sondern auch als die rechte Hand Surisarns zum Volk zu sprechen.


Die Menschen besaßen hingegen nur einen einfachen hohen Rat aus fünf verschiedenen Mitgliedern, welche stets aus den angesehensten Familien gewählt wurden. So waren es meist die Familien Andarey, Loyden, Beerenko, Vallyr oder Distenroy, welche im hohen Rat der Menschen vertreten waren.


Sie alle stellten meist die tapfersten Krieger im Jagdkontingent Flammars, welche an vorderster Front kämpften mussten, falls man den Bannkreis verlassen hatte.


Ihre Schwerter waren besonders scharf und ihre schweren Rüstungen waren von ausgezeichneter Qualität. Sie verstanden es zu schmieden, aber auch im Gestein des Vulkans die benötigten Erze zu schürfen. Trotzdem stellten die menschlichen Krieger eher die Minderheit der Truppen dar, da die Halbelfen Flammars, durch Ihre goldenen Stabkämpfer und Feuermagier, sich als Elite verstanden hatten und den Kampf als Ihr besonderes Privileg ansahen.


Als der graue Turm mit dem Tod der Elascar in sich zusammenfiel und die Wächtergolems des Feuers zu schwarzer Riesen erstarrten, da wusste Gulgarath es war eine neue Ära angebrochen. Seine Hoffnung die Krone an sich zu nehmen war gekommen.


Menschen und Halbelfen versammelten sich zwischen den herabgestürzten Brocken des zerstörten Turmes, voller Furcht über die kommende Strafe die sie nun erhalten würden. Andere versteckten sich in Ihren Häusern oder betrauerten die toten Körper im Schutt des grauen Staubes der sich wie ein Schleier über alles gelegt hatte. Hatten sie einen Fehler gemacht und die Konstruktion des Turmes falsch berechnet? Würde Surisarn sie nun bestrafen?


Der untere Teil des Turmes, mit seinen ersten Stockwerken, war noch gut erhalten, als Gulgarath an einem brüchigen Balkon hervortrat. Mit seiner roten Robe, seinem hohen Kragen, seinem schlanken Schwert an der Seite und seinem silbernen Stab in der Hand, konnten die Bewohner ihn sofort erkennen.


„Volk von FLAMMAR! Unser glorreicher Herrscher Surisarn… UNSERE glorreichen Herrscher die Elascar… sie sind für immer von uns gegangen.“


Sprachlos schaute man zu ihm empor, ohne zu verstehen was seine Worte für eine Bedeutung hatten, als plötzlich vom Horizont ein grollen ertönte das alle erschauern ließ.


Es war nun allen klar, der Bannkreis war gefallen und die Ungeheuer der Wildnis schienen es zu fühlen. Doch Gulgarath erwiderte: „Habt keine Furcht! Ich werde Euch vor der Wildnis beschützen.“


Und so erhielt Gulgarath die Krone Flammars, ohne dass sie Ihm irgendwer hätte streitig machen können, denn er hielt sein Versprechen und keine der Bestien wurden je in Flammar gesehen.


Man sagt er habe die Geheimnisse des Bannkreises gekannt und ihn noch lange Zeit aufrecht erhalten. Doch wenige andere schildern, dass Flammar durch seine Lage zum Vulkan geschützt war. Aus irgendeinem Grunde mied alles Leben nämlich den Srigragent.


Die Marguai waren voller Stolz in Gulgarath ihren ersten Feuerkönig zu besitzen und auch die Menschen waren zuerst glücklich, dass die Schreckensherrschaft der Elascar beendet war. Doch einige im hohen Rat betrachteten Gulgarath mit Argwohn, war er doch ein enger Vertrauter Surisarns.


Bald schon forderte Gulgarath von den Menschen den Turm wieder aufzubauen, den sie offensichtlich falsch konstruiert hatten. Er wolle aber Gnade walten lassen um Ihnen die Möglichkeit für einen zweiten, noch prachtvolleren Turm zu geben.


So beschloss er, dass alle Menschen, ob Krieger oder Heiler, ob Bauer oder Bergmann, sich dem Aufbau des neuen Turmes widmen sollten und ersetzte Ihre Schwerter durch Schaufeln und Spitzhacken. Bis auf die Alchimisten, welchen er auftrug mit der Arbeit wie gewohnt fortzufahren.


Er selbst hatte große Pläne und wusste von dem Chaos das derzeit in Palandur und ganz Endurias wohl auf den Straßen herrschen musste. Es war die einmalige Gelegenheit die sich Ihm nach dem Fall seines Meisters bot, ein neues Reich zu erschaffen. Und wenn er schnell war, sogar das mächtigste in ganz Endurias.


Viel hatte er gelernt in der Zeit der Elascar und man sagte ihm nach, er müsse wohl mit dem dunklen Gott Kordan im Bunde gewesen sein, denn seine Macht über das Feuer schien grenzenlos.


Die meisten Menschen Flammars glaubten schon zu Zeiten der Elascar im Geheimen an die Lichten Fünf und so verbanden sie in Ihrer Kultur die Kraft des Feuers mit der Macht Metarians.


Gulgarath kannte den Glauben der Menschen und wusste dies für sich zu nutzen. So erlaubte er offiziell die Anbetung der Lichten Fünf um nicht den Stolz der Menschen zu verletzen.


Kapitel II

Nach wenigen Monaten entstand jedoch das Gefühl in den meisten Halbelfen, von höherem Stande zu sein als der Mensch und so kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, in denen meist der menschliche Angeklagte das Nachsehen hatte.


Die Probleme häuften sich und da Gulgarath es kommen sah, erweckte er eines Tages die Wächtergolems, welche seit dem Fall der Elascar wie schwarze Statuen in der Stadt herumstanden. Er nutzte Ihr inneres Geheimnis des Feuers und wusste es zu kontrollieren. Von nun an sollten sie als Wächter des Friedens ihrer Aufgabe nachgehen und Gulgarath bekräftigte somit seinen Anspruch auf Flammar auf ein Neues.


Doch im Grunde beabsichtigte er die Menschen langsam zu seinen Dienern zu erziehen, denn die Wächtergolems trieben mit roher Gewalt den Aufbau des Turmes voran, wie es ihnen einst ihr Meister Surisarn befahl.


So wurden Faule oder welche die sich zu viele Freiheiten herausnahmen in die heißen Minen oder gar in die Feuerverliese des Vulkans gebracht.


Doch Gulgarath wusste auch, dem ihm ergebenen Teil der Menschen eine Belohnung zuzusprechen. Und so beschenkte er fleißige Alchimisten mit Gold oder Juwelen, um sich weiterhin ihr Vertrauen zu sichern und den Nachschub an Essenzen seiner Kampfmagier aufrechtzuhalten.


Außerdem erwiesen sich die Menschen durch ihre Kenntnisse der Erdmagie als ausgezeichnete Heiler. Wenn es zu Kämpfen mit anderen Völkern kommen sollte, waren diese von großer Wichtigkeit.


Doch er unterschätzte die sonst so friedlichen und naiven Menschen mit ihrem steten Sinn für Gerechtigkeit.


Ein Mann namens Igueldron Distenroy (NPC), dem jüngsten Mitglied des hohen Rates, gingen die Maßnahmen des Feuerkönigs zu weit. Er erkannte die finsteren Absichten und sprach eindringlich mit dem Hohen Rat über die immer schlimmer werdenden Zustände. Doch die älteren Ratsmitglieder scheuten sich, etwas gegen Gulgarath zu unternehmen. Zuviel stand auf dem Spiel, denn Frauen und Kinder konnten im Ernstfall nicht ausreichend geschützt werden.


Es verging nur kurze Zeit, bis es schon die ersten Opfer unter den Menschen gab, die immer mehr Ihrer Rechte beraubt wurden. Daraufhin sammelte Igueldron Gleichgesinnte um sich und gründete einen geheimen Widerstand, dessen genaue Zahl der Mitglieder bis heute nicht bekannt ist. Auch ob der Widerstand zu dieser Zeit Kontakt mit anderen Enklaven der Elascar aufnahm, ist bis heute nicht wirklich klar.


Die Krieger der Menschen achteten Igueldron sehr, war er doch selbst einer von Ihnen und kämpfte einst wie sie an vorderster Front. Sie versprachen Ihm zu folgen wenn er einen Plan hätte Gulgarath zu stürzen. Doch darin sah der Hohe Rat mit Besorgnis seine Autorität untergraben.


Igueldron wusste, dass er viel riskierte, denn auch er besaß eine Familie und sogar seine Frau Leoguera erwartete ein Kind. So versprach er dem Rat, nicht ohne seine Zustimmung in den Kampf zu ziehen.


Die Krieger schärften des Nachts ihre Schwerter und polierten Ihre Schilder um für den Fall eines Kampfes vorbereitet zu sein. Manch einer betete in diesen Tagen zu Metarian oder Sceral. Die Familien, Alte und Junge, griffen entweder selbst zum Schwert oder sorgten sich in schlaflosen Nächten um ihre Männer und Frauen.


Eines Tages wurde einer der Krieger bei der Arbeit am Turm mit einem beidhändigen Schwert entdeckt, dass er wohl gerade auf dem Gelände verstecken wollte. Sein Name war Tamigue Vallyr, ein junger Krieger einer angesehenen Familie. Der Feuermagier der Ihn dabei mit dem Schwert entdeckte befahl daraufhin, ihn in die Feuerverliese werfen zu lassen, denn er plante wohl ein Attentat.


Gulgarath hörte von dem Vorfall und versprach dem Hohen Rat der Menschen sich der Sache anzunehmen. Er verhörte Tamigue viele Nächte und konnte wohl in seinem haßerfüllten Blick erkennen, dass dieses Schwert mit Sicherheit für keinen anderen bestimmt war, als gegen ihn selbst und seine Herrschaft.


Argwohn entbrannte in Gulgarath und er ahnte einen Komplott. Mit Feuer und finsterer Magie quälte er schließlich den jungen Mann, um herauszufinden wer es war, der nach seinem Leben trachtete. Doch Tamigue blieb standfest und widersetzte sich der Folter des Feuerkönigs.


Währenddessen waren Igueldron und seine Krieger noch uneins, wie sie weiter vorzugehen hatten. Bei der Arbeit am Turm unter glühender Hitze berieten sie sich leise. Die Unverwundbarkeit der Magmagolems kam dabei am meisten zur Sprache.


Und so vertraute sich Igueldron dem angeblich Weisesten seines Volkes an. Dieser weichte gerade einen Lavastein auf, um ihn für die weitere Verarbeitung vorzubereiten, als sich Igueldron neben ihn kniete.


„Wie vollbringt es Gulgarath die Golems zu kontrollieren und am Leben zu erhalten? Waren es seltsame Essenzen des Feuers die diese glühenden Monster antrieb?“


Der alte Mann, Henguist war sein Name, wirkte überrascht eine solche Frage von einem Krieger zu hören.


„Das Feuer, das in Ihnen brennt, stammt vom Srigragent. Man sagt eine Rune aus Mithril liege in Ihren Köpfen und verleiht ihnen so das Leben. Doch Ihre Magie war stets an Surisarn gebunden und Gulgarath erhält sie nur am Leben, weil er sie jede Nacht wieder mit Energie erfüllt. Ist Euch noch nicht Ihr schwaches Leuchten zum Abend hin aufgefallen? Oder dass sie alle einmal am Tag im Fuße des Turmes verschwinden? Durch ein Becken heißer Lava lässt er sie laufen, damit sie wieder brennen und Ihr Lebensgeist nicht erlischt. Dort wo Surisarn sie einst geschaffen hat, in den Kellern des grauen Turmes. Doch sollten sie erkalten, werden sie nicht mehr sein als dieser poröse Brocken Tuffstein in meinen Händen.“


Der flüssige Stein der unter der Erde Flammars brodelte, war es also der die Magmagolems beseelte. Doch wie konnte man verhindern, dass sie sich dort immer wieder auffrischen konnten?


Da kam Igueldron ein verwegener Plan.

Kapitel III

Der Turm war zwar zum größten Teil eingestürzt, doch über die unteren Haupttore hatte man immer noch Zugang zu den Kellergewölben. Kaum jemandem ist allerdings aufgefallen, dass die Tore etwas unterhalb des Wasserspiegels lagen, da der übliche Tuffsteinwall um die Vulkanseen etwas höher lag. Wenn nur ein einziger Bruch im Wall wäre, könnte das Wasser zum Fuße des Turmes fließen und bis an die Tore gelangen. Somit würden sich die Keller mit Wasser füllen und die unterirdische Glut zum Erlöschen bringen.


Ein wahrlich schwieriger Plan, so war der Tuffsteinwall doch viele Schritte dick und mit keinem Werkzeug so ohne weiteres zu brechen. Und so suchte er wieder den Rat des alten Mannes Henguist auf.


„Sagt! Wenn der Tuffsteinwall brechen würde…“ Doch Henguist blinzelte ihm nur zu und verstand schon sein Anliegen zu deuten. Einige Tage später wurde der junge Tamigue von einer Garde Marguai aus dem Turm gebracht. Sein eines Auge war nicht mehr und sein Körper war von vielen Verbrennungen geschunden. Igueldron brachte ihn höchstpersönlich zu seiner Familie und lobte seine Tapferkeit, geschwiegen zu haben.


Beim Heiler angelangt war der Zorn der Menschenkrieger groß, ihren Kameraden auf solche Art zugerichtet vorzufinden. Sie schworen zornige Rache, doch Igueldron zügelte Ihre Wut und erklärte zum ersten Mal von seinem Plan.


„Wir schlagen doch derzeit den Tuffstein am Rande des Sees ab, weil wir doch einem der Feuermagier erklärt haben sie seien für den Wideraufbau geeignet. Er willigte ein, doch was er nicht wusste war, dass wir einen Durchbruch zum See geschlagen haben. Dadurch wird das Wasser in die Senke zum Turme laufen.“


Die Männer schauten sich verdutzt an. „Aber was soll uns das bringen, Igueldron?“ Doch Igueldron klopfte dem Mann nur auf die Schulter, „Das werdet Ihr dann schon sehen. Wir greifen in der Morgendämmerung an. Haltet Euch bereit!“


Gulgarath sah in der Abendsonne von einem der intakten Zimmer des Turmes hinab und beobachtete die Menge. Er schaute in die Gesichter der arbeitenden Frauen und wurde misstrauisch. Er schöpfte wohl Verdacht in der trügerischen Ruhe oder in den besorgten Gesichtern.


„Sollten die Menschen wirklich seine Macht in Frage stellen? Würden sie es eines Tages wirklich wagen zu rebellieren?“


In der folgenden Nacht dachte Gulgarath ruhelos über die Stärke in dem jungen Krieger nach, den er selbst auf einem Auge blenden ließ. Es machte ihm Sorgen, denn es bedeutete, dass sie nicht schwach waren wie angenommen, sondern zäh und hart im nehmen.


So rief er noch eilig in derselben Nacht die sieben besten Krieger der Marguai zu sich. Sie erhielten den Auftrag zu den fünf Häusern des hohen Rates zu gehen und alle fünf Mitglieder vor das Haupttor des grauen Turmes bringen zu lassen.


Den Magmagolems befahl er ausnahmsweise sich von ihren Wachposten zu entfernen, sich in einer Reihe vor dem Turm aufzustellen und damit ein für alle Mal seine Autorität vor den Menschen klarzustellen.


Es dauerte nicht lange und vier der fünf Mitglieder wurden vor den Turm geführt. Sie allesamt trugen keine Waffen oder Rüstungen, trotzdem sah man in ihren Augen den Kampfesgeist eines verletzten Volkes. Da vermisste Gulgarath den Fünften in ihrer Reihe und so berichtete man ihm dieser sei nicht auffindbar gewesen.


Wütend über die Unfähigkeit seiner besten Männer einen einfachen Auftrag zu erfüllen schickte er sie erneut in die Stadt um nach ihm zu suchen.


Von einem der übrig gebliebenen Fenster des Turmes aus, sprach er schließlich zu den vier Ratsmitgliedern. „Ich bin tief enttäuscht über Euren Verrat und Eure Untreue. Gut war ich zu Euch und habe Rücksicht genommen. Gewährte Euch stets Ruhe und beschützte Euch vor dem Bösen in der Wildnis. Doch wie dankt Ihr es mir? Wisst Ihr überhaupt über welche Macht ich verfüge?“


So kam die Stunde in der Igueldron schnell handeln musste. Er gab Henguist und den Erdmagiern ein Zeichen und veranlasste die Krieger sich auf den anstehenden Kampf vorzubereiten. Den Frauen und Kindern befahl er jedoch aus der Stadt zu fliehen, denn er wusste um die Zerstörungskraft der Feuermagie.


Manch Einer berichtete später auch über befreundete Halbelfen, welche sich Ihnen anschlossen und die Stadt mit Ihnen verließen. Doch hier sind sich die Quellen nicht sicher über Zahl der Halbelfen.


Nur die erfahrensten Männer führte Igueldron schließlich in den Kampf, denn die jungen Krieger, wie Tamigue, sollten die Alten, die Frauen und die Kinder nach Osten, zum Rand des Bannkreises geleiten und beschützen. So sahen sich auch Leoguera und Igueldron das letzte Mal an diesem Abend vor der Schlacht.


„Gulgarath!“, rief eines der Ratsmitglieder. „Du bist ein Heuchler und ein Lügner! Du willst uns für Deine Dienste ausnutzen. Doch vergisst Du, wir stammen auch aus der Glut Metarians und wir haben mehr verdient als Deine Sklaven zu sein. Du glaubst, Du könntest uns im Namen der Elascar beherrschen? Wir werden…“


Plötzlich schoss ein mächtiger, Feuerball aus der Hand Gulgaraths und erstickte durch tobenden Lärm die letzten Worte des Mannes. Getroffen vom Feuer brach er in sich zusammen. Eines der Ratsmitglieder beugte noch seine Hände über ihn und versuchte eine magische Heilung zu sprechen, doch sie kam zu spät.


„Wie könnt Ihr es wagen noch weiter an meiner Macht zu zweifeln? Habe ich Euch nicht eine glorreiche Zukunft versichert?“ Eine kurze Pause trat ein als sein Blick auf den See im Nordwesten traf.


Im leicht kräuselnden Wasser spiegelte sich der Vollmond und die weißen Häuser Flammars funkelten am Ufer wie Diamanten. Gulgarath verstand.


So trat Igueldron in seiner im Mondschein glänzenden Rüstung auf den südlichen Tuffsteinwall des Sees. An seiner Seite ein mächtiger Schild und in der Hand ein ebenso mächtiges Schwert. Sein Blick fest zum Turm gerichtet hob er langsam seinen Schwertarm gen Himmel.


Dies war das verabredete Zeichen, denn nun war es Zeit die Fesseln der Unterdrückung zu durchtrennen. Mit einer senkenden Bewegung des Schwertes, brach das Wasser unter der Magie der Erdmagier durch den Wall und strömte erst langsam, dann mit voller Kraft in die Senke.


Die drei übriggebliebenen Ratsmitglieder verfolgten den Blick Gulgaraths.


„Welche Zukunft? Mehr Leid? Mehr Unterdrückung? Mehr Schmerzen? Wir Menschen von Flammar haben die Tyrannei von Surisarn seit Jahrhunderten ertragen müssen. Damit ist es aber heute zu Ende. Erst wenn unsere Schwerter die Herzen Deiner Krieger durchbohrt haben und Dein letzter Atemzug Endurias verlassen hat, werden wir wieder unseren Frieden finden.“


Das Wasser füllte schnell die Senke in der der Turm gebaut wurde. Zischend und dampfend stapften die Golems umher als Gulgarath ihnen befahl sich in das Innere des Turmes zurückzuziehen. Doch er vergaß die Langsamkeit seiner Diener und so war es zu spät und das Wasser erfasste die Golems und beraubte sie Ihrer Kraft.


Das Wasser strömte sogleich in das Haupttor und schwemmte Bretter und weitere Materialien davon. Die drei Menschen ließ Gulgarath allerdings nicht so leicht entkommen und ließ es sich nicht nehmen seinen Stab auf sie zu richten und Ihrem Leben ein Ende zu bereiten, bevor ihre Körper mit dem Rest in den dunklen Fluten verschwandten.


Aus der Stadt ertönten nun die Glocken und es kam zum Kampf zwischen den halbelfischen Marguai und den menschlichen Kriegern Flammars. Die Menschen verließen ihre Stellungen und drangen zu ihren Kasernen vor um die Marguai dort im offenen Kampf zu stellen.


Kapitel IV

Igueldron, der alte Henguist und einige tapfere Krieger jedoch nahmen ein Fischerboot und lenkten es zum grauen Turm. Sie mussten Gulgarath stellen, solange er von seinen Truppen abgeschnitten war.


Angelangt am Turm zischte heißer Dampf aus dem Tor und ein dunkles Grollen in der Tiefe verhieß nichts Gutes. Dem Grollen folgte ein Beben, doch Igueldron war voll entschlossen und ließ das Boot in das Innere des Turmes steuern.


Gulgarath blickte auf die Szenerie. Er sah nun das Ausmaß des Unheils, dass er nicht für möglich gehalten hatte. Sein Fehler, die Menschen trotz Ihrer Schwächen zu unterschätzen, entfachte in Ihm einen gewaltigen Zorn. Von den Feuerverliesen des Vulkans aus hörte er, wie aus einem Grollen ein Donner wurde und sah wie die Überreste des grauen Turmes langsam in sich zusammen stürzten.


Das kalte Nass traf unterirdisch auf die glühenden Massen und die Gewalten von Wasser und Feuer brachte den Stein im Innern der Erde zum zerbersten. Der See hörte jedoch auf sich in der sanften Senke zu verteilen und es entstand eine trügerische Ruhe.


Nur dank der Tunnelverbindung vom Turm zu den Feuerverliesen ermöglichte Ihm den problemloser Rückzug. Doch gerade dieses Zurückweichen erzürnte und demütigte Gulgarath und er fluchte bei den Göttern über diese Niederlage. „Wer ist dieser Mensch der all meine Pläne zerstört hat?“ Und so brannte nur noch in ihm der eine Wunsch, diesen Menschen eigenhändig zu töten.


Als ob Sceral es so wollte, erschien Igueldron an den Pforten der Verliese. Mit ihm einige der tapfersten Männer und natürlich der treue Henguist. Sie wurden wohl durch die Keller des Turmes gespült und fanden schließlich durch den Tunnel zu den Feuerverliesen. Von nun an widersprechen sich die Aufzeichnungen, aber die meist erzählte Variante ist die Folgende:


Zum zweiten Mal zeigte sich Gulgarath in dieser Nacht überrascht, seinem Wunsch auf Rache so schnell nachkommen zu können. Darum wartete er nicht Lange und warf aus der Deckung seinen Feinden den ersten Flammenhammer entgegen.


Igueldron erhob aber seinen Schild und das heiße Feuer verletzte ihn nur wenig. So warf Gulgarath gleich ein weiteres Mal seine Flammen gegen sie, und einer von Igueldrons Männern sank tödlich getroffen zusammen. Henguist versuchte wohl zu helfen, aber Gulgarath wusste um die Stärke der heilenden Kräfte und schickte ein fürchterliches Fegefeuer in seine Gegner. Dabei zog sich der Feuerkönig immer weiter auf den Vulkan zurück, da er den Nahkampf der anrückenden, gut gerüsteten Kämpfer wohlwissend hinauszögern wollte.


Und so sagt man, sie kämpften noch die ganze Nacht bis sie die von Schnee umhüllte Spitze des Vulkans erreichten. An einem Felsvorsprung lauerte schließlich Gulgarath seinen geschwächten Gegnern auf. Igueldron wusste ihn weiter zu verfolgen könnte tödlich enden. Hatte er doch inzwischen, trotz seines Schutzes, schwere Verbrennungen erleiden müssen und nur noch Henguist folgte ihm in gewissem Abstand. Seine Kameraden fielen schon vor Stunden dem Feuer oder den ausgelösten Steinschlägen Gulgaraths zum Opfer. Doch der Weg endete nun nach oben und Igueldron war mehr denn je entschlossen sich seinen Gegner im hellen Mondschein zu stellen.


Ein letzter Flammenschlag war überstanden und erlosch im Schnee, da erhob Igueldron sein glänzendes Schwert zum ersten Schlage gegen seinen Erzfeind. Gulgarath wurde schwer getroffen und musste noch drei weitere Schläge über sich ergehen lassen. Inzwischen jedoch zog er sein Schwert und warf seinen Stab zur Seite. Über seine Klinge sprangen Flammen und mit einem Lachen warf er sich in den Kampf.


Einen schweren Treffer landete er schließlich auf den erschöpften Igueldron, der unter der Macht des Schlages fast zusammenbrach. Doch Henguist stärkte ihn in diesem Augenblick mit Lebenskraft und mit einem Schrei schlug Igueldron zwei Hiebe hintereinander, so dass das Blut des Feuerkönigs nur so spritzte. Dieser kämpfte jedoch erbarmungslos weiter, bis er mit einem mächtigen Flammenhieb das Schild Igueldrons in zwei Teile schlug.


Gulgarath spürte wohl die Kräfte des dunklen Kordans an diesem Ort und sein Lachen klang wie von Wahnsinn geprägt als er zum erbarmungslosen Todeshieb ausholte. Doch etwas geschah in dieser Nacht zum dritten Male, mit dem Gulgarath nicht gerechnet hatte. Auch hier existieren nun unterschiedliche Aufzeichnungen. So schildert die meist gehörte Erzählung, wie der junge Igueldron nach einem dramatischen Duell im letzten Moment von Gulgarath durchbohrt wurde. Doch Igueldron trotzte den Schmerzen durch die flammende Klinge und schlug Gulgaraths Kopf mit einem mächtigen Hieb von seinen Schultern. Daraufhin sei der dunkle Gott Kordan zornig geworden und hätte Flammar auf ewig verflucht.


Eine andere Variante berichtet wie der alte Henguist keinen Ausweg im Kampf zwischen den beiden Titanen sah und somit den freien Geist Sarmakand um Hilfe gebeten habe den Feuerkönig zu besiegen. Doch dieser missverstand seinen Wunsch und beschwur aus lauter Übereifer eine Katastrophe herbei.


Anhänger der freien Geister behaupteten sogar, das es nichts mit dem Kampf der beiden Sterblichen zu tun hatte, denn als das kalte Wasser die heißen Steine unter dem Turm erreichte, sei ein Kampf zwischen Sarmakand und Umandia entstanden. Aus lauter Zorn über den Angriff Umandias, wütete Sarmakand im Sirgragent solange bis er ihn erweckte.


Wie dem auch sei, es ertönte ein ohrenbetäubender Donner aus dem Vulkan und ein Beben erschütterte die Erde. Mit einer gewaltigen Explosion wurden haushohe Felsen in den Himmel geschleudert. Ein glühender Regen fiel auf die Erde. Asche verdunkelte den Himmel. Der Vulkan war zum Leben erwacht.


Eine glühende Lawine rollte schließlich den Berg hinab und das Spektakel sorgte für einen Moment des Innehaltens in der Schlacht um Flammar.

Große Helden starben in dieser Nacht und große Helden wurden geboren. Die letzten Überreste des Turmes verschwanden in den Fluten und eine schwarze Aschewolke hüllte alles in Dunkelheit. Eine gewaltige Lavafontaine aus dem Vulkan regnete schließlich auf alles in dessen Umgebung nieder. Die glühenden Massen überlagerten von nun an Flammar wie ein Siegel über der Erde.


Und so starben im Feuersturm Srigragents, nicht nur Hunderte von Kriegern und Helden auf beiden Seiten, sondern auch Gulgarath der Feuerkönig und Igueldron Distenroy, der Befreier der Menschen.


Epilog

Flammar, die Heimat vieler Menschen und Halbelfen, war für viele Jahrzehnte unbewohnbar. Schwefel und Ruß vernebelten die Luft für Jahre und machten die Landschaft zu einer leblosen Geröllwüste. Heute haben am Fuße des Vulkans sich wieder Seen gebildet und manch einer spricht von hellgrünem Gras an deren Ufern.


Alle die, die diese Katastrophe überlebten, schleppten sich in die östlichen Wälder um dort Schutz zu suchen. Da die Schlacht keinen Ausgang fanden konnte, stehen die Menschen und Halbelfen aus Flammar bis heute in Feindschaft gegenüber. Wohin die Marguai gezogen sind, ist bis heute nicht gewiss. Waren sie doch den Tieren und Ungeheuern genauso ausgeliefert wie die Menschen.


Leoguera, Gemahlin Igueldrons, führte jedoch die Menschen aus Flammar in die Freiheit. Und so wurden sie zu einem Volk von Nomaden, handelten mit friedlichen Horrasstämmen und erlebten eine Zeit der Wanderungen, immer auf der Suche nach einer neuen Heimat. Doch in ihren Herzen und ihren Liedern haben sie nie vergessen woher sie kamen und was sich damals am Fuße des Srigragents abspielte. Als Aruguesto, Sohn des Igueldron, an die Macht kam griffen die Menschen in die Schlussphase des Bürgerkrieges ein. Doch durch Gulgaraths Rückkehr wurde ein Reich der Finsternis erschaffte, und es kahm wieder zu einer Zeit des Kampfes und des Schmerzes über die Menschen und allen Völker Endurias.