Galdralog, Band IV: Vom Schwarzen Stern

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Der Galdralog ist eine Sammlung alter Mythen, Helden- und Götterliedern aus einer Zeit, da die meisten Barden selbst nicht schreiben konnten und das Wissen mündlich überliefert wurde. Er gilt als wichtige Überlieferung zur Kultur des nordwestlichen Dunladans; eines Landstriches, der zwar offiziell zum Reich gehört, allerdings aufgrund seines rauen Klimas und seiner zerklüfteten Landschaft bis heute kaum urbar gemacht wurde.

Die vorliegende Ausgabe ist ein restauriertes Werk, das in liebevoller Kleinarbeit von der Bibliothek der Neuen Ordnung wieder zusammengestellt wurde. Lediglich einer Handvoll Vertrauter wurde erlaubt, die neue und kommentierte Version abzuschreiben. Im Ganzen umfasst die Legendensammlung mehrere Bände, die noch heute immer wieder erweitert werden.

Dies ist der vierte Band. Er erzählt vom Vermächtnis des Schwarzen Sterns und der Wiederbesiedlung der Mark.


Stern des Nordens

Kriegskind

Im Jahre 4254 nach dem Aufstand von Gorm erblickt die Tochter eines menschlichen Händlers und einer halbelfischen Schneiderin das Licht der Welt. Sie bleibt jedoch nicht bei ihrem Stamm, sondern erkundet auf eigene Faust die Nordlande, wo sie mehrere Male um ihr Überleben kämpfen muss. Bei einem Hexenmeister lernt sie die Grundzüge der Magie, aber auch den Kampf mit schweren Waffen. Die jugendliche Halbelfe hat aber nie die Geduld, arkane Mächte zu manipulieren – sie entscheidet sich für den Stahl.

Als größte Lektion stellt sich jedoch die Wahl des Glaubens heraus. Neben den freien Geistern, die sie aus ihrer Kindheit kannte, gibt es weit mächtigere Götter – Lichte und Dunkle Fünf. Wie ihr Meister, so bevorzugt auch sie den Glauben an die Dunkelheit und lernt erste Grundzüge der Neuen Ordnung kennen.

Ein friedliches Leben war ihr dabei nie vergönnt. Mit dem Glauben an Syrthans Fünf kam auch die Feindschaft mit den Hütern der Alten Ordnung, die in Gestalt einiger Gardisten danach trachteten, den Hexenmeister in Xzarrus' Reich zu befördern. Dieser hatte jedoch ebenfalls eine stattliche Anzahl Krieger mobilisiert, welche Seite an Seite mit einigen untoten Dienern in die Schlacht zogen und sich mehrere Scharmützel mit den Vertretern des Lichts und später mit den Soldaten des Königs lieferten. So erhielt die junge Frau eine erste Möglichkeit, sich im Kampf zu üben.

Stern des Nordens

Zur rechten Hand die knorrigen Eichen,
zur Linken Felsen, majestätisch und kalt,
Zeugen der Natur, die niemals weichen,
seit Jahrhunderten hier, doch niemals alt.

Eisig fährt der Wind durch mächtige Stämme,
singt sein trostloses, schwermütiges Lied,
blickt bald mit Spott, bald mit Häme,
Tausenden nach, die er vertrieb.

In der Wildnis gibt es nur wenige Wesen,
Jäger, die Frost und Kälte lieben,
Leichen, die auf dem Schlachtfeld verwesen,
Dunkle, die fernab der Städte blieben.

Und doch liegt ein Zauber auf diesem Land,
riss enge Fesseln längst entzwei,
ein Gefühl, den Städtern unbekannt,
abseits der Mauern sind wir frei.

Raub und Mord werden uns nachgesagt,
doch kennen wir Ruhm und Ehre,
die Stärke jedes Einzelnen ist gefragt,
fürchten uns selbst des Königs Heere.

Unser ist der Wildnis' Zorn,
die Waffen der Götter eigen Wort,
spitzer Stahl und giftiger Dorn,
zu schützen der Dunkelheit Hort.

Viele versuchten uns zu besiegen,
wir wichen zurück, zeigten uns nie,
denn wir wissen, sie werden erliegen,
das Land und die Zeit kämpfen gegen sie.

Die klirrende Kälte lässt Krieger erzittern,
als sie sich endlich gegenüber stehn,
laute Rufe von Soldaten und Rittern,
am Ende bekommen sie ihre Feinde zu sehn.

Die Priesterschaft auf der anderen Seite,
wartete, bis der Tag verblich,
auf dass uns die Nacht zum Siege geleite,
Syrthan, deine Macht erbitte ich.

Will ewig atmen der wilden Haine Luft,
will ewig ehren unsern dunklen Herrn,
will ewig kosten frischer Leichen Duft,
will ewig sein des Nordens schwarzer Stern.


Vermächtnis des Schwarzen Sterns

Auf ihrer Suche nach Wissen und Macht zieht Azura Debonaire weiter durch die Welt. Als Bibliothekarin Duaths sucht sie nach Artefakten aus vergangenen Tagen. Sie sollen der Dunkelheit zum Sieg verhelfen. Und es dauert nicht lange, bis sie über die Geschichten von Moreas Akathar stolpert, der mehrere Tausend Jahre vorher mit dem gleichen Ziel unterwegs war. Vor allem die Prophezeiung von der Ankunft des Schwarzen Sterns, die für den Totenbeschwörer wichtig genug war um die Belagerung einer ganzen Stadt abzubrechen, hat es ihr angetan.

Schwarzer Stern

Von allen Lichtern, die am Himmel stehn,
bist du der dunkelste Planet.
Wirst in Ewigkeit niemals vergehn,
des Chaos' treuster Prophet.

Ist Winter geworden;
in Nöten und Sorgen
das Land verdorben
sieht keinen Morgen:
Schwarzer Stern

Nur die Nacht kennt deinen Schein,
du schenkst ihr den fahlen Glanz,
tauchst in Finsternis der Erde Gebein
der kalten Schatten Tanz.

Das Licht so taub,
Asche und Staub,
Wie trock'nes Laub
der Flammen Raub:
Schwarzer Stern

Von allen Lichtern, die am Himmel stehn,
hast die die größte Macht.
Wenn deine Feinde um Gnade flehn,
stehst du in vollster Pracht.

Vom Zorn erfasst,
der Ordnung Last,
verdammt, gehasst,
das Licht verblasst:
Schwarzer Stern


Reich der dunklen Magier

Die Gründung Yaramers

Nach dem Ende Duaths spaltete sich die Dunkelheit auf. Ein Teil der Jünger Syrthans versammelte sich im Nachthain, doch waren dies längst nicht alle, die in den Tagen der dunklen Stadt die Neue Ordung in die Welt hinausgetragen hatten. Und als schließlich auch der Nachthain verging, gab es kein Zentrum der Dunklen Fünf mehr.

In jene Tage fällt die Gründung der Schwarzen Mark. In Yaramer – so der Name in der schwarzen Sprache – wurde ein Tempel errichtet, in dem ausschließlich die Götter der Dunkelheit verehrt werden. Zusätzlich entstand eine Stadt, die jedem Anhänger Syrthans Unterkunft bietet. Immer wieder wird in Zusammenhang mit der Schwarzen Mark das folgende Lied erwähnt, das angeblich von Syrthan selbst stammt.

Reich der Dunklen Magier

Die Macht über die elenden Sterblichen ist mein.
Doch bin ich in meinem Reich nicht allein.
Zwischen verkrüppelten Bäumen und tristen Mooren,
habe ich Knechte und Diener beschworen.
Im Hain des Vergessens wachen seit Ewigkeiten,
Priester und Krieger vergangener Zeiten.

Ist das Land friedlich, kann es nicht verhehlen,
seine schwarzen Berge bestehen aus finsteren Seelen.
Gedanken und Gewissen von Hass verdorben,
tausende Tode sind sie gestorben.
Knochen und Stahl, der klägliche Rest,
mein Wille allein ist es, der sie leben lässt.

Wie Raubtiere, die im Dunkeln lauern,
üben sie schwarze Künste hinter steinernen Mauern.
Während der Donner über die Berge rollt,
brauen sie Gifte in Kesseln aus schwarzem Gold.
Ersinnen finstere Zaubersprüche,
verdorbene Rituale und mächtige Flüche.

Vor dem Nachthimmel, so tief und klar,
liegt meine Burg, den Gestirnen nah.
Doch erreichen sie nie der Sonne Strahlen.
Und am Berg, unter fürchterlichen Qualen,
arbeiten die Sklaven für mich, ihren Herrn,
Gnade und Mitleid sind mir fern.

Wieder reise ich durch die Zeit,
wandle in Zukunft und Vergangenheit.
Noch ist die Mondsichel nicht verglommen,
keine Ära soll meinem Zorn entkommen.
Ich besuche Städte, bevor sie errichtet werden
sammle Bücher und alles Wissen auf Erden.

Elende Sterbliche sehe ich, wie sie meine Werke „entdecken“,
und wie sie Wahrheit unter Lügen verstecken.
Lichte Priester, die ihre eigenen Taten übertreiben,
Legenden erfinden und die Geschichte neu schreiben.
Am letzten Tag kehre ich wieder, um sie zu entlohnen,
Seite an Seite mit Ungeheuern und Dämonen.

Die Geister dieser Geschöpfe sind in Stein gebannt,
ihre Körper von loderndem Hass verbrannt.
Ergötze ich mich an den Qualen ihrer Seelen,
fröne den Schreien aus knöchernen Kehlen.
Doch nicht nur die Toten sind erschienen,
um mir und meinen Priestern zu dienen.

Mein Reich dehnt sich bis ans Ende der Welt,
wo jedes Leben in Unendlichkeit zerfällt.
Niemals wollen die finsteren Wälder enden,
niemals besiegt werden von sterblichen Händen.
Vom tiefsten See bis zum höchsten Berg,
ist es mein Land, denn es ist mein Werk.

Und wieder halten die Magier Wacht,
zu bewahren der Wildnis' finstere Pracht.
Nur Wenige sind es, die sich in meinem Dienst bewähren,
Dunkle Götter und die Neue Ordnung ehren.
Der Weg ist hart, doch groß der Lohn:
Der Platz an meiner Rechten, auf dem Knochenthron.