Umandias Träne
Die Sage
Einst, zu einer Zeit, als die Völker noch jung waren, zogen die Freien Geister durch das Land. Auch sie waren noch vergleichsweise jung und führten sich noch manchmal auf wie wilde Kinder, tauchten hier und dort einmal auf, um Streiche zu spielen und ihrem Vergnügen zu frönen. Doch wurden auch sie älter und reifer und entwickelten noch andere Interessen.
Da waren der Geist des Wassers und der Geist des Eises, welche auch unter den Namen Umandia und Velcantis bekannt waren. In ihrem Wesen recht ähnlich, erkannten sie bald, daß sie einander sehr mochten. Doch meinte das Schicksal es nicht gut mit ihnen, so daß sie sich nicht näher kommen konnten, ohne daß Velcantis Kälte Umandia erstarren ließ.
Vor Wut schäumend ließ Velcantis Eissplitter auf das Land niederregnen und bedeckte es durch seinen Atem mit Schnee, indem er ständig schnaubte und tobte. Und auch Umandia war von Verzweiflung erfüllt und ließ einerorts die Quellen versiegen, während sie andererorts die Flüsse und Seen zum Überlaufen brachte.
Die Völker, von Angst und Kummer erfüllt, beteten zu den Göttern, daß sie doch die Verzweiflung und den Zorn der Geister bändigen sollten. Levonar, die große Mutter, hatte Mitleid mit den Geschöpfen der Erde und auch mit dem Paar, das seine Liebe nicht teilen konnte. So sprach sie mit den Geistern und schaffte es, sie vorerst zu beruhigen. Sie versprach ihnen, eine Lösung für das Problem zu finden, wenn sie denn aufhören würden, das Land zu verwüsten und seinen Bewohnern zu schaden.
Die Göttin sprach mit ihren Brüdern und Schwestern und Metarian erklärte sich bereit, zu helfen. Sein Feuer sollte es schaffen, Velcantis Kälte zu zähmen, so daß er mit Umandia zusammen sein könnte. Die beiden Götter brachten den Geistern ihren Vorschlag vor und diese waren einverstanden. Metarian gab sein Feuer in einen der Berge des Landes. Dies sollte nun der Treffpunkt der beiden Geister werden, an dem sie sich lieben konnten. Doch sprach der Gott auch eine Warnung an Velcantis aus. So dürfe er nie zu lange am Feuer verweilen, denn sonst würde es ihn gänzlich schmelzen.
Von nun an waren die beiden Geister von Glück erfüllt und jeden Monat trafen sie sich für einen Tag an ihrem Berg. Und es dauerte nicht lang, da verbanden sie sich. Und nach kurzer Zeit trug Umandia das Kind von Velcantis in sich. Doch schon nach kurzer Zeit merkten sie, daß ein Tag in einem Monat ihnen zu wenig war. So liebten sie zwar die Freiheit, wie es dem Naturell der Geister entsprach, doch liebten sie einander noch mehr. Und so kam es, daß sie Metarians Warnung in den Wind schlugen und einfach länger als einen Tag am Berg verweilten.
Als Umandia am nächsten Tag aufwachte, war Velcantis verschwunden. Verwirrt blicke sie sich um, doch konnte sie ihn nicht finden. Schlagartig wurde ihr klar, daß er die Gefahr erkannt hatte und über Nacht geflüchtet sein mußte. Hoffnungsvoll machte sie sich auf, um das ganze Land nach ihrem Geliebten abzusuchen, doch fand sie ihn nirgends. Und fragte sie die Völker, so konnten sie ihr nichts antworten, denn sie wußten es nicht. Und fragte sie die anderen Geister, so sagten diese ebenfalls, daß sie Velcantis lange Zeit nicht gesehen hatten. In ihrem Kummer wandte sie sich schließlich an die Götter selbst, um zu erfahren, wohin Velcantis verschwunden war.
Es war Xzarrus, der ihr berichtete, daß Velcantis an jenem Berg sein Leben gelassen hatte, weil er so töricht war, länger zu bleiben. Dieser plötzliche Schock, der ihre Hoffnungen mit einem Hieb zerstörte, ließ Umandia flüchten und sich zurück zu dem Berg zu begeben. Dort vergoß sie eine Träne um ihren Geliebten, welche sich sofort in einen Stein verwandelte. Das Kind, das sie bei sich trug, war das Letzte, was sie von Velcantis behalten hatte, weswegen sie es nicht austrug. Sie wollte diesen Teil von ihm in sich behalten. Und so kam es, daß Umandia, der Geist des Wassers, auch über das Eis und die Kälte gebietet.
Umandias Träne
Bei dem Stein handelt es sich um einen Saphir in Form einer großen Träne. Ihm werden magische Fähigkeiten nachgesagt, doch sind diese so vielseitig und haarsträubend, daß es wahrscheinlicher ist, daß der Ruf der Träne größer ist als ihre Fähigkeiten. Sie gilt dennoch als erwiesenes Relikt und wird als Symbol der Umandia verehrt. Jedoch ist nicht bekannt, an welchem Ort sie verweilt. Es hieß, die Elascar Isilla Mir'syrval habe die Träne in ihren Besitz gebracht und so ihr Eisreich erschaffen. Ob dies wirklich so war, kann nicht belegt werden.