Dalahad

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Beinahe erschrocken bleibt man vor den Palisaden stehen, die sich hier vor euch mitten im Wald erheben. Sicher, einst plante das Tribunal hier einen Siedlungsbau und verletzte die Unantastbarkeit des Haines nördlich der Metropole Alkazaba noc Draco, doch nur noch wenige Baumstümpfe erinnern an diese traurige Zeit.


Es ist lange her…


Leise ächzend zieht Avalia einen Handwagen in der Mittagssonne hinter sich her. Sie hatten eine größere Kultstätte des Schattenordens entdeckt und in einem Kampf, der teilweise mehr an blutiges Schlachten als an ein wahren Gefecht erinnerte, eine Vielzahl Novizen und Adepten getötet. Die Wache des Erzmagiers hatte lediglich aus Beschwörern bestanden und war dem Fußvolk des Ordens schnell in das Nichts nach dem Tod gefolgt – niemals würde Xzarrus diese schwachen Glieder in seinem Totenheer dulden. Unter Tränen ertrug sie auch, wie das Oberhaupt dieser Stätte vor ihren Augen eines der Kinder ergriffen, erst ihm, dann sich selbst die Haut mit seinem Dolch geöffnet hatte, bevor beide leblos zu Boden sanken. Sie hatte sich geweigert diese Stätte der Verdammnis zu plündern und lediglich den Türkis aus seinem Halsschmuck als Reminiszenz für die Eltern des verstorbenen Kindes herausgelöst.

Diese Bilder im Geist und das Felslabyrinth vor der Kultstätte in den Beinen blieb sie stehen und besah die Stoffe auf ihrem Wagen. Sie hatten die ganze Nacht über in verschiedenen Zubern ihrer Schneiderei den blutigen Schimmer verlieren sollen, doch wenn sie ihn tatsächlich nicht mehr erkannte, roch sie ihn wenigstens noch.


Die kleinen Rinnen zeugten davon, wie oft sie oder die jeweils zuständige Person in Alkazaba diesen Weg schon gefahren waren. Jedes Mitglied der Bibliothek der Neuen Ordnung wusste um den Weg hierher, bot dieses Nest im Wald doch Ruhe und die Möglichkeit zur Konzentration oder Meditation. Trotzdem war sie selbst es in den meisten Fällen, die wie heute den Weg auf sich nahm, der auf dem Rückweg mit einem Waldspaziergang in diesem idyllischen Hain belohnt wurde.

Der Wagen kommt leise klatschend an den Sohlen ihrer Lederschuhe zur Ruhe und sie pocht dreimal an das Tor, als sich über ihr im Baum etwas regt. „Seid gegrüßt, Avalia. Ich habe auf euch gewartet.“ Nach zwei Sprüngen stand der Mann auf der, wie sie wusste, hölzernen Entsprechung eines Wehrganges und weitere Augenblicke später hörte man einen Riegel am ebensolchen Einlass entlangschnarren und die Hälften des Tores, die wie der Rest der Palisade aus eisenverbundenen, oben angespitzten Baumstämmen bestanden, öffneten sich vor ihr mit Blick auf die Ansiedlung.

Mit einem Lächeln und offenen Armen läuft er ihr entgegen und umarmt sie herzlich. „Ihr seid beinahe so pünktlich, wie ich es von euch gewohnt bin, doch was betrübt euch?“ Ehe sie eine nennenswerte Chance zum Antworten bekommen hat, klopft er ihr auf die Schultern und sein Lächeln ist noch ein Stück weit breiter geworden. „Ich koche uns beiden einen Tee und ihr kümmert euch um die Waren. Ich werde nie verstehen, was ihr daran findet, diese Gaben der Natur hier mitten im Wald aufzuschichten statt sie zu verarbeiten und das wisst ihr.

Mit einem Nicken zieht sie wieder an dem Handwagen und bewegt ihn in das Zentrum der etwa achteckigen Lagersiedlung hier im Wald. Sie liebt den gewohnten Geruch der Kräuter, der aus dem Haus zur Linken des Einganges dringt und wendet sich mit einem leichten Kopfschütteln ab. Hätte sie nicht ihre Verpflichtungen, würde die Elfe vermutlich hier leben bleiben. So jedoch greift sie nach dem Pergament, welches vorn auf Höhe der geschmiedeten Räder aus der Baumwolle ragt. Nach zweimaligem Lesen mit mäßig zufriedenem Gesicht dreht sie den Wagen unter leisem Aufstöhnen ein wenig nach links und fährt dann in altbekannten Spuren zu einem Schuppen, dessen steil angestelltes Dach mit dem Wehrgang verschmilzt.

Mit einem leisen Fluch aus dem Wohnhaus in den Ohren geht sie zu dem Gebäude aus Buchenholz, streicht liebevoll über den silbrig schimmernden Türknauf in den zwei Nadeln eingraviert waren und betritt das Gebäude. Sie schloss nacheinander die beiden oberen Räume am vorderen und hinteren Ende des einzigen Ganges auf, ehe sie der Treppe aus Lehm in das unterirdische Geschoss folgt. Einen Moment lang ob der leicht muffigen Gerüche innehaltend und dann mit einem Lächeln dem Spiel der Sonnenstrahlen auf den Häuten folgend dreht sie sich zurück, tritt hinaus zu ihrem Wagen und glaubt bereits das Pfeifen eines Kessels zu vernehmen.

Emsig sortiert sie sich einen Stapel Baumwolltuche auf einen Unterarm, schiebt mit dem anderen Ellenbogen die beiden Türen auf und legt sie zu den anderen Tuchen im vorderen Lagerraum. Bei Bedarf würde sie diese zu Debonaire zurückbringen, doch nach dem Hadern mit dem Bankzuständigen Alkazabas war es besser, dass sie diese hier wussten. Nach dreien dieser Stöße, die sie sorgfältig als eigenen Stapel vor den anderen platziert hatte, greift sie nach den Fasern aus Baumwolle, Wolle und Seide, stülpt sie in einen kleinen Leinenbeutel, den sie vor Monaten eigens dafür angefertigt hatte, ehe sie der Weg in den hinteren Raum führt. Dort angekommen sortiert sie den Inhalt des Beutels in die entsprechenden Säcke und hängt den Beutel aus [[Wolle|Linnen] an den Nagel neben der Tür. Blieben die zwei Riesenhaut. Missmutig über die Anzahl trägt sie diese hinab ins Erdreich und wirft sie achtlos zu den anderen Ogerbeutestücken.

Das Gebälk aus Buche jedenfalls würde diese Schätze hier unten, die Alkazaba nach den Drachenhatzen stinken ließen, sicher vor dem Gewicht der Stoffe und Tuche bewahren. Auf dem Weg wieder hinauf zieht sie den Vorhang aus weißen Leinen wieder vor den Lichtdurchlass im Holz, der die Nutzung des unteren Stockwerkes auch ohne Laterne gestattet, streicht ein Spinnennetz aus der oberen Ecke und schließt die Türen wieder ab, bevor sie nach draußen geht. Wütend über die eigene Vergesslichkeit trirt sie noch einmal in das Gebäude, greift nach dem lederngebundenen Büchlein, welches neben dem Beutel an der Hand hängt, schlägt die erste nicht vollkommen beschriebene Seite auf, schreibt ein paar Zahlen und nickt.

Auf dem Wagen waren jetzt nur noch fünfzehn Barren aus Mithril, deren Glanz in der Sonne eine eigene Form der Schönheit war. Sie läuft dorthin, dreht den Wagen auf der Stelle und fährt zurück auf den Kreis aus Schiefer, auf dem man so einfach wenden kann, damit ihr Weg in Dalahad heute bereits im anderen Rohstoffgelass enden kann. Das doppelte Türschloss, die beiden schlangenförmigen Türriegel oben und unten öffnen sich dem Willen und Schlüssel der Elfe und sie schließt den hinteren der drei Räume auf. Dieser Raum liegt nur im Halbdunkel und angesichts der Mengen an Adamant und Mithril, die hier lagern, ist dies auch förderlich für das Augenlicht. Jene würfelförmigen Stapelungen von jeweils einhundert Stück, mit Tuchen aus Seide – die einfacheren auch mit Baumwolle – abgedeckt, vereinfachen das Zählen der Menge und da über der höchsten Ebene des Pyramidenstumpfes gerade ein Tuch liegt, blieb ihr das Abzählen eines Hunderts heute erspart.

Immer zwei Barren in jeder Hand tragend, muss sie also viermal den Gang hinauf und hinab, ehe sie die oberste Lage poliert und das oberste Tuch über dem Adamanterz gerade zieht. Die anderen beiden Räume, in denen Hölzer, Bretter und Ziegel gelagert sind, ließ sie ungeöffnet, öffnet auch das im Gang hängende Buch, trägt ihre Zahlen ein und fährt den Karren schließlich zurück zu dem Schieferkreis und lässt ihn dort stehen. Die Waffen- und Rüstungskammer war heute wirklich unwichtig, wollte sie möglichst vor Sonnenuntergang nach Fùindur zurück und ihre Abschriften für die Wiederherstellung eines wirtschaftlich relevanten Buches holen. Freudig nimmt sie den Geruch der frischen, würzigen Kräuter auf und tritt in das Wohnhaus von Dalahad ein.

Die kleine Küche, in der lediglich ein Herdfeuer und ein Tisch mit drei Hockern standen, war links des Einganges und sie setzte sich zu dem Mann, der bereits seinen Tee schlürfte. „Habt Dank für eure Mühe, Silvus, doch verzeiht, dass ich in Eile bin – ich habe einen Teil meiner Aufzeichnungen im Hain vergessen.“ Es war unnötig ihm die mögliche Bedeutung dieser zu erklären, kannte er doch Azura Debonaire wesentlich länger als sie selbst.

Da der Tee ihr die Lippen beim ersten Schluck verbrannt hatte, war sie hinüber in das Frauenschlafzimmer geeilt und hatte dort nach ihrem Lagerbuch gesucht. Nun wieder über der Teetasse, schaut sie, was sie eigentlich in hier unbestimmter Menge lagern:

Edelhölzer aus Crisana:

Sie streicht das vor längerem geschriebene Wort Eibe durch und lässt die Lücke dahinter bewusst offen.

Bretter aus dem Fùindur-Hain:

Das Wort Eibe steht bereits dort, woran es nichts zu ändern gibt.

Erze aus dem Feuerfelsgebirge:

Sie streicht das Wort Adamant durch, weiß sie doch, dass der nächste Besuch den geringen Restbestand mit aus den Lagern entfernen wird.

Barren aus den Essen Alkazabas:

Ein ausladend geschriebenes Mithril ist das Einzige, was hier niedergeschrieben steht.

Tücher aus den Händen erfahrener Weber:

Sie ergänzt zu den Worten Leinen, Wolle und Baumwolle nicht ohne ein wenig Stolz noch Seide.

Häute der Bestien Dunladans:

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen als sie Weichpelze und Pelze liest, ehe sie mit größerem Ernst Hartpelze, Riesenhaut und Drachenhaut daneben geschrieben sieht.

Leder – ewiger Beweis des beseitigten Blutdurstes:

Sie will die Spalte so leer belassen, wie sie ist, als Silvus über die Seiten blickt und nur „Leder“ murmelt, woraufhin sie es aufschreibt.

Stäube – Xzarrus’ Dankgabe an die Lebenden:

Die Worte Todesstaub, Schattenstaub, Mondstaub und Sternenstaub erfüllen sie mit Schaudern und Respekt.


Die nachfolgenden Seiten, auf denen noch Waffen, Rüstungen und Steine niedergeschrieben sind, ignoriert sie heute und reicht das Buch dem Waldläufer. „,Stimmen diese beiden Seiten mit eurem Wissen um das Lager überein?“ Er überfliegt es, hält einen Moment inne und nickt dann. Dieses Buch enthält keine Zahlen, weder Mengen noch Preis und es ist gut so.

Sie bringt es wieder in das entsprechende Schlafzimmer, setzt sich auf den Hocker und trinkt den Tee in einem Zug aus. „Hast du neue Kräuter gesammelt? Er ist hervorragend.“ Dann steht sie auf, umarmt ihn ein weiteres Mal und sie gehen gemeinsam zum Tor, welches er, als sie ihren Weg nach Alkazaba zurück antritt, hinter ihr schließt.