Sefira

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Graue Wolken zogen über den Himmel, während Kerim Said vor der Tür seiner Hütte stand und nervös auf die Laute aus dem Innern hörte.Noch war jedoch nichts zu hören ausser dem Trampeln von Füßen und ein Paar unterdrückter Stimmen.Doch Kerim wartete auf einen anderen Ton. In diesem Moment öffnete sich die Tür der Behausung und die alte Maya trat heraus. "Mein Sohn, es wird noch eine ganze Weile dauern, warum gehst du nicht ein wenig spazieren?“.““Nein laß nurMaya, ich werde hier warten.“ „Wie du meinst mein Sohn“meinte Maya und wandte sich wieder zur Hütte. „Halt warte bitte!“Kerim war sich nicht sicher, ob er die nächste Frage stellen sollte, denn eigentlich war er als sehr realistisch denkender Mann bekannt.Aber er hatte in letzter Zeit auch einige Gerüchte gehört, welche ihm Sorgen bereiteten. "Würdest du... “rang er mit sich selbst. „Was?“ „Also, du weißt schon, würdest du vielleicht...“ „Du mußt deinen Wunsch schon aussprechen, mein Sohn!“ Kerim atmete ein paar Mal tief durch "Würdest du mir sagen, was das Schicksal für meinen Sohn bereithält?“ „Was das Schicksal für deinen Sohn bereithält, soso“. Maya lächelte leise in sich hinein.Nie hätte sie auch nur zu hoffen gewagt, das sie so ein Wort wie Schicksal jemals aus Kerims Mund hören würde.Wußte sie doch, das er ein Mann war, der nur glaubte was er sehen und anfassen konnte, und für den solche Dinge, wie Schicksal oder gar Zauberei, purer Aberglaube waren. „Warum willst du das wissen? Was genau erwartest du denn zu hören?“ „Naja, ..Ob er mal ein guter Bauer wird, ob er eine gute Hand für Tiere hat, Oder er vielleicht sogar einmal eigenes Land besitzen wird.Weißt du, ich bin nicht der jüngste und er wird mein Erstgeborener sein.Ich möchte wissen, ob er meine Arbeit gut weiterführen wird!“ „Ich soll also in die Zukunft sehen und dafür viel von meiner Kraft verbrauchen, weil du wissen willst, ob dein Kind einmal ein guter Bauer sein wird. Dein Kind, das zur Hälfte ein Elf ist?!“ „Wirst du es tun?“Kerim sprach sehr leise.Er wußte, das seine Bitte eigentlich anmaßend war.Auch wenn er nicht an Übersinnliches glaubte, sonst war Mayas Gabe überall anerkannt, und selbst die Mächtigen im Land riefen sie manchmal zu sich.Sie war schon sehr alt, ihre Haut war runzlig, aber ihre Augen spiegelten das Leben wieder, und mit ihnen sah sie oft Dinge, die erst in ferner Zukunft geschehen würden.Und selbst Kerim mußte zugeben, das er einiges davon hatte wahr werden sehen. Maya blickte ihn lange prüfend an. „Nun gut! Ich werde einen Blick wagen.Aber was immer ich auch sehe, ob es dir gefällt oder nicht, alles kommt wie es kommen muß, und du wirst nichts daran ändern können.Jeder Mensch hat sein Schicksal, und dem kann man nicht entgehen!“ „Nun, wenn du mir eröffnest, dass er kein guter Bauer wird, werde ich eben bald an der Produktion eines weiteren Sohnes arbeiten“lachte Kerim. „Wie du meinst“brummte Maya“aber laß uns jetzt anfangen, denn lange wird dein Kind nicht mehr auf sich warten lassen!“, sie lies sich auf den Boden sinken und zog Kerim neben sich. „Gib mir deine Hand, damit ich etwas von ihrem Blut spüre, muß ich deine Haut ein wenig ritzen!“ sagte sie und zog einen Dolch hervor.Sie Schnitt ihm in den Unterarm und rieb ihre Hände und ihr Gesicht mit seinem Blut ein.Dann schloß sie die Augen und Kerim wartete. „Dein Kind wird keine Felder bestellen und keine Tiere hüten, obwohl es das sehr gut beherrscht“. Ihre Stimme klang monoton und wie von weit weg.“ Es wird auch nicht lange bei dir sein, und es wird ein sehr aufregendes und auch gefährliches Leben haben.Aufregender und gefährlicher, als du dir je vorstellen könntest, denn du würdest nicht daran glauben.Dein Kind wird auserwählt sein, einen sehr schweren Weg zu gehen, und es wird sich entscheiden müssen, ob es diesen Weg auf der Seite des Guten, oder aber auf der Seite des Wirklich Bösen gehen will.Ich kann nicht sehen wie es sich entscheiden wird, aber ich sehe, das von dieser Entscheidung das Schicksal der Menschheit abhängt.Oh mein Gott... “plötzlich brach sie ab.Kerim, der mit immer größer werdenden Augen dagesessen hatte, sprang auf: "Was ist, was hast du noch gesehen?!“ „Ich weiß es nicht“Mayas Stimme klang jetzt sehr nachdenklich“ da war noch etwas, aber ich konnte es nicht genau erkennen, aber es war etwas sehr Böses, und dann wurde plötzlich alles Schwarz" sie seufzte.Dann stand sie auf, ging ein paar Schritte in Richtung Tür, drehte sich aber kurz vorher noch einmal um und sagte mit eindringlicher Stimme: “Das ist das Schicksal, das du wissen wolltest, und nun mußt du es akzeptieren. Versuche nicht es zu ändern!“. Dann ging sie in die Hütte. Kerim stand einfach nur da. Dann richtete er seine Augen gen Himmel und fing an zu weinen. Doch schließlich raffte sich auf und schalt sich Selbst einen Esel. Seit wann glaubte er an Prophezeiungen?! Plötzlich horchte er auf.In der Hütte waren auf einmal die Stimmen lauter geworden, und es schien auch etwas Hektik auszubrechen. Dann wurde die Tür aufgestoßen und Janina, die Nachbarsfrau, rief aufgeregt: “Kerim komm schnell, mit deiner Frau stimmt etwas nicht!“.Kerim rannte so schnell er konnte, und noch während er lief, begann in der Hütte ein Baby zu schreien. Als er durch den Eingang stürmte, hatte er nur Augen für die schmale Gestalt in dem Bett.Shanna sah sehr blaß und schwach aus, sie hatte die Augen geschlossen und schien kaum zu atmen.Kerim ließ sich neben sie auf das mit Stroh gepolsterte Holzgestell sinken und griff nach der Hand seiner geliebten Frau.Flatternd hoben sich ihre Lider.Schwach nur war die Bewegung ihrer Hand, als sie der alten Maya winkte. Diese kam heran, und in ihren Armen hielt sie ein Bündel. Doch Kerim hatte nur Augen für Shanna.Sie blickte ihn an, und unendliche Trauer lag in den Augen der Elfe. „Nenne sie Sefira“ hauchte sie. Dann hob sie unter sichtlicher Anstrengung ihre Hand an Kerims Wange.“Leb wohl. Liebe meines Lebens!“Dann seufzte sie noch einmal auf und schloß die Augen-für immer. Fassungslos drehte sich Kerim zu Maya um, Unglauben und unausgesprochene Fragen in seinem Blick. „Wir mußten zwischen der Mutter und dem Kind entscheiden.Sie traf die Entscheidung.“Mayas Stimme klang brüchig. Sie hatte Shanna geliebt wie ihre eigene Tochter. „Du mußt dich jetzt um deine Tochter kümmern!“ Kerim starrte auf das Bündel in Mayas Armen. „Eine Tochter?“ „Ja! Sie heißt Sefira.“ Auch Kerim erinnerte sich an die letzten Worte seines geliebten Weibes.Langsam streckte er die Hände nach dem kleinen Bündel aus, und dann blickte er das erste Mal in die unschuldigen Augen seiner Tochter. Unzählige Gedanken jagten durch sein einfaches Bauernhirn. Die Prophezeiung! Langsam stand er auf und hielt sein Kind vor sich so dass sie genau Auge in Auge gegenüber waren. Dann sprach er, langsam und feierlich: „Sefira saba Said! Ich werde dich lieben, wie es ein Vater nur kann, und ich werde dir alles beibringen was ich dir nur beibringen kann. Und wenn ich am Ende meines Wissens angelangt bin, werde ich dir Lehrmeister besorgen. Denn du hast ein Schicksal zu erfüllen!“


Die Geburt der Sefira, Tochter des Kerim Said Im Jahre des Drachens, im Mond der Winde, Am 5.Tage zur Stunde der Abenddämmerung