Rueben und Freiheit

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Die Gildenarstellung

Eine Rebellion fängt immer klein an

Hier stand er nun, vollkommen verschmutzt und abgerissen. Ebri der Zuchtmeister, ein einst stolzer Gnom, zweimaliger Gewinner des Sangarder Rübenzuchtpreises. Bis die Wachen des Königs kamen und die Steuern eintreiben wollten, bereits zum dritten Mal in diesem Jahr. Den jährlichen Zehnt zu bezahlen, erfreute ihn nicht gerade, aber als guter Bürger kam er dieser Pflicht dennoch regelmäßig nach. Aber dreimal nacheinander in kürzester Zeit, war verdammt nochmal kein Zehnt, sondern fast ein Drittel. Trotzdem war es im Nachhinein betrachtet nicht gerade seine beste Idee gewesen, sich gegen die Schergen Farions aufzulehnen. Seine Weigerung zu zahlen, hatten sie ihm mit dem Niederbrennen seines Hauses und seiner Felder vergolten, als Warnung für andere Nichtsnutze, wie sie ihm mit ihrem robusten Charme noch mitteilten, bevor sie ihn zu Boden schlugen und er das Bewusstsein verlor.

Nachdem er wieder aufgewacht war, wurde ihm sein andauerndes Versagen schmerzlich bewusst. All die Jahre hatte er sich seinen Ängsten hingegeben und den König mit seiner Untätigkeit passiv unterstützt. Zu viele Ungerechtigkeiten hatte er aus der Entfernung mit angesehn und nichts getan in der Hoffnung, dass er selbst verschont bliebe. Dafür hatte er nun seine Rechnung erhalten und die Schuld, die nun beglichen worden war, traf ihn bis ins Mark und erschütterte ihn zutiefst. Was sollte er nun machen? Seit er denken konnte, war die Rede von einer Untergrundbewegung, die bereit war sich gegen den König zu stellen. Er selbst hatte immer wieder amüsiert all die kleinen Kunstwerke und Schmähungen des Königs zur Kenntnis genommen, welche allenthalben plötzlich auf den Häuserwänden der Hauptstadt auftauchten. Es hatte ihm regelmäßig eine gewisse Genugtuung gegeben, die Stadtwache dabei zu beobachten die Schmierereien zu entfernen und dabei grandios zu scheitern, weil bereits am nächsten Tag an anderen Stellen wieder neue Malereien auftauchten. Die Ära des Buckelns war jetzt für ihn vorbei. Zeit sich dem Widerstand anzuschließen! Doch wo sollte er anfangen? Geschunden und mittellos trat er seine mühsame Suche an. Es würde ein langer Weg werden.

Wochenlang irrte er im Land umher und mittlerweile hatte er tagelang nichts Richtiges mehr gegessen, so dass sein anfängliches Hungergefühl im Laufe der Zeit verblasst und einer den Tod herbeisehnenden Apathie gewichen war. Dennoch hatte er sich immer weiter geschleppt, einzig angetrieben von der Hoffnung sich den Rebellen anschließen zu können. Er war sämtlichen im Schatten geflüsterten Gerüchten gefolgt, derer er habhaft werden konnte, um den sagenumwobenen Anführer des gnomischen Widerstandes zu finden. Die verworrenen Hinweise glichen einem Puzzle, welches er mühselig Stück für Stück zusammengesetzt und dass ihn schlussendlich an diesen Ort gebracht hatte.

Vor sich sah er eine alte Hütte, die sicherlich schon weit bessere Tage gesehen hatte. Dicker Rauch quoll aus dem schiefen Schornstein und in seine Nase stahl sich der Geruch des allerbesten Rübeneintopfes, den sein Riechorgan jemals wahrgenommen hatte. Schlagartig kehrte der Hunger mit mit all seiner grausamen Macht zurück. „Das hier soll das Zentrum des gnomischen Widerstandes sein?“, fragte er sich voll ungläubiger Verwunderung und eine Woge von Zweifeln drohte ihn zu überwältigen. In diesem Moment öffnete sich leise knarzend die Tür der Hütte und vor ihm stand endlich Che Gnomera, der rebellische Gnom aus den Mythen ...

Eine Weile stand Ebri verwirrt da und blickte auf die kleine Gestalt vor ihm, bis ihm endlich klar wurde, dass der überwältigende Wunsch, sein Ziel zu erreichen, seiner Wahrnehmung offenbar einen üblen Streich gespielt hatte.

Vor ihm stand nur ein altes recht betagtes Großmütterchen und starrte ihn neugierig an, bevor ihn ihre sanfte, aber dennoch befehlsgewohnte Stimme aus seinen Gedanken riss: „Willkommen Reisender! Möchtest Du einen Rübeneintopf? Du siehst so aus, als könntest Du eine kräftige Mahlzeit gebrauchen. Man nennt mich übrigens Oma Lavendolyn. Und nun hereinspaziert, das Haus wird kalt!


Die Gildenstadt

Mikropolis Rübenbürgen

Wenn man dem renommierten Reiseführer Per Anhalter durch Keloras glauben schenken darf, ist der Besuch von Rübenbürgen stets ein besonderes Erlebnis. Hier daher ein gekürzter Auszug der Seiten 3333 ff.

Einem mutigen Wanderer, der sich auf den Weg von Sangard in den wilden Süden von Keloras macht, bietet sich eine einzigartige Reise mit vielfältigen Landschaftsbildern, die ihresgleichen sucht. Nachdem man die Ebene der Ewigen Flamme durchquert hat, findet man sich auf einem schmalen Küstenstreifen wieder, der nach Osten den Blick auf die Gewässer von Keloras´ Wiege bietet, während sich im Westen die unergründlichen Wälder des Koboldforstes erstrecken. Folgt man der Küste in Richtung Osten, trifft man irgendwann zwangsläufig auf den Pilgerweg, welcher geradewegs zur Stadt der Gnome führt, die sich perfekt zwischen dem im Norden liegenden Gebirge Gäas Reißzähne und dem Habichtswald im Süden in die Landschaft einfügt, gleich so als hätte sich ein ambitionierter Architekt seinen Traum von der Verschmelzung der Ästhetik einer urbanen Kultur mit der wilden unberührten Natur erfüllt.

Wesentlich mehr Gnome als man sonst in freier Wildbahn antreffen kann, wuseln hier gemütlich durch die schmalen Gassen, stets ihren Lieblingsbeschäftigungen nachgehend, nämlich dem Handeln, Feilschen, dem Basteln an irgendwelchen verrückten Erfindungen oder einfach den Vergnügungen des Rübenweines oder seines hochprozentigen Destillates frönend.

Die putzigen kleinen Kerlchen in ihrem natürlichen Biotop zu beobachten, bietet nicht nur für interessierte Wissenschaftler eine wahre Fundgrube an neuen Erkenntnissen, sondern auch für jeden Besucher der Stadt eine recht kurzweilige Unterhaltung. Auf der Veranda der Taverne sitzend, einen köstlichen Rüben-Kaffee mit Schuss zu trinken und dabei das geschäftige Treiben und Durcheinander zu beobachten, während aus der Küche die angenehmen Gerüche von allerlei Spezialitäten des Hauses der Nase schmeicheln, ist gerade in der Abenddämmerung ein ungemein entspannender und befriedigender Zeitvertreib.

Allen Vorurteilen zum Trotz, dass Gnome prinzipiell ungesellige Wesen sind, welche gern unter sich bleiben, trifft man an diesem Ort Wesen aller Couleur und Rassen, die offensichtlich gut miteinander auskommen und vielfach in Freundschaft miteinander verbunden sind. Ihre gemeinsamen Ressentiments gegenüber dem tyrannischen König erweisen sich augenscheinlich als ein ungemein potentes soziales Schmiermittel, um über Unterschiede, die der Herkunft und Erziehung geschuldet sind, in Toleranz hinwegsehen zu können.

Als Spezialitäten der lokale Küche sind besonders Omas Rübeneintopf und Rübenbrot à la Rian zu empfehlen, welches nach Gnomenart gern mit einer deftigen Knoblauchsoße serviert wird. Wer sich lieber den geistigen Genüssen hingeben möchte, hat eine große Auswahl an Likören und Schnäpsen, die sämtlich in hoher Qualität liebevoll und nach überlieferten Rezepturen aus Rüben und Möhren gebrannt werden. Besonders zu nennen sind hier Khallas Nachbrenner, Krawals Süßes Rübengeheimnis sowie Pips Riesentöter. Für einen Morgen danach ohne schweren Kopf kann jedoch keine Garantie übernommen werden. Mit Vorsicht zu genießen hingegen ist Hagers Arschwässerchen, zumindest für zarte Gemüter. Es geht das Gerücht um, dass dieses undefinierbare Gebräu einen ausgewachsenen Zyklopen für volle zwei Tage niederstrecken kann. Vielleicht ist dies auch eine hinreichende Erklärung dafür, dass der Erfinder dieses seltsamen Tonikums, so ungemein hässlich ist? Der permanente Gebrauch dieses Gesöffs dürfte wohl nicht ohne Folgen bleiben.

Wer also das Zentrum der gnomischen Kultur für ein unvergessliches Erlebnis besuchen möchte, sollte sich seinen Reiseführer, ein Rübenschälmesser und unbedingt ein Fußtuch schnappen. Dann kann sicherlich nichts mehr schiefgehen.