Magmarüstung

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Eine ganz besondere Plattenrüstung +7(13), über die ein unabhängiger Beobachter einst schrieb:

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Die Sonne steht hoch oben am Himmel und schickt pausenlos ihre schweißtreibenden Strahlen hinunter auf die Erde. Hier treffen sie auf ausgedörrten Boden und heiße Felsen, eine lebensfeindliche Umgebung, in die sich niemand freiwillig begibt. Ein kurzes Klirren von Metall auf Stein durchbricht die Stille, ansonsten nur durch das Knacken der sich erhitzenden Brocken unterbrochen. Die Wiederholung dieses Geräuschs lässt ein paar Skorpione, die eben schon in Bereitschaftsstellung, mit aufgehobenem Stachel, gegangen sind, die Flucht in ein paar Risse im Untergrund antreten - einer passt nicht mehr in den Spalt, der aggressiv von der anderen Gruppe verteidigt wird, und hektisch rennt er in die entgegengesetzte Richtung davon. Dort beendet ein herunterfallender Stein seine Flucht abruppt und schmerzlos. Von den zuckenden Gliedern erhebt sich nun der Klumpen, von kurzen aber umso kräftigeren Fingern umschlossen. Sieh da, eine neue Erzader..., spricht Gurgon. In dem verschwitzten und mit Staub verklebten Gesicht funkeln ein paar Zähne unter dem dunkelbraunen Schnauzbart hervor, der an den Wangen in den buschigen Vollbart übergeht. Ebenso glitzern die Augen, teils vor Freude, teils von den Lichtstrahlen, die von dem Erzeinschluss im Stein reflektiert werden. Sofort lässt er die Spitzhacke fallen, legt seinen braunen Umhang auf die Stelle, wo er fündig geworden ist, und macht sich auf den Heimweg, um die Vorbereitungen zu treffen. Seine kurzen und schnellen Schritte führen ihn auf einem Weg über einen Hang, der zu einem großen Berg links des Pfads gehört, und der eine pechschwarze Farbe hat, in Richtung des kleinen Dorfes, das vor vielen Jahren von einer kleinen ehrgeizigen Zwergentruppe an einer Quelle des "Schlafenden" gegründet wurde. Sie wollten die bisher unerforschte Umgebung nach Mineralien durchsuchen, um sie zum Schmieden neuer Rüstungen zu benutzen. Sein Vater war es damals, der eine Erzader fand, die von allem bis dahin Bekannten abwich. Der Vulkan, der nun schon seit Ewigkeiten inaktiv ist, hatte Erze geschaffen, die durch unglaubliche Festigkeit und Reinheit überzeugten, und die Produkte ermöglichten, die in ganz Bandrakon begehrt waren. Seit einigen Dekaden gingen aus der Siedlung am Vulkan wöchentlich Ladungen an Ausrüstung in Richtung Wehrbrucken und die neue Erzader sollte hoffentlich diesen Fluss aufrecht erhalten... Ein dumpfes Grollen reißt Gurgon aus seinen Gedanken. Hungrig, wie er ist, gibt sein Magen wohl lautstark seiner Unzufriedenheit Ausdruck, der Zwerg hat zu lange gearbeitet und seine Knie zittern bei jedem Schritt vor Schwäche. Den Anblick seines Hauses aus der Ferne erkennend wird er aber wieder kräftiger und das Zittern in seinen Beinen verschwindet.

Hallo, Fuldrin, wie geht's? - Prächtig, prächtig, mein Glücksmet hat mir heute besonders geschickte Finger gemacht, sieht so aus, als würde diese Rüstung hier einen ganz neuen Grad an Verteidigung erreichen... Gurgon, der mit verschränkten Armen auf dem Fensterbrett der Schmiede in seinem Dorf lehnt, richtet seinen Blick von dem fröhlich grinsenden Rüstungsschmied auf das Stück Metall, das dieser gerade bearbeitet. Es glüht noch hell orange, und sogar aus der großen Entfernung des Fensters zur Esse kann man die Hitze spüren, die davon ausgeht. Die Schweißtropfen des Schmieds spiegeln das rote Glühen von Schmiedstück und Kohlen wieder, was sie wie kleine Lavatropfen aussehen lässt. Ich habe eine neue Erzader entdeckt, sieht so aus als würdest Du auch in Zukunft genug zu schmieden haben. Das laute Lachen des glücklichen Finders übertönte fast sogar den Klang des heruntersausenden Hammers. Dann können wir heute Abend die Fertigstellung meiner Rüstung und Deinen Fund feiern. Wird wohl wieder ein lustiger Abend.Gurgons Schnauzer hebt sich an den Ecken, während er den Weg zu seinem Haus einschlägt, und lässt ein Grinsen darunter vermuten, dasselbe, das er trägt, wenn abends wie üblich die Bierkrüge am Lagerfeuer rumgereicht werden und man sich von besonders knackigen Eisenerzen erzählt. Diesmal ist es die Vorfreude auf ein herzhaftes Essen von seiner Frau, denn ein Schwein wurde heute geschlachtet und erwartet seine Bestimmung nun mit Kartoffeln und Soße serviert auf einem Teller. Normalerweise war der Saustall immer besonders ruhig, wenn ein Bewohner abgeführt wurde, denn das hieß, dass man selber eine Weile nicht geholt werden konnte, doch heute blieben die rosa Schmutzliebhaber nervös, quiekten und scharrten mehr als üblich. Ein ungutes Gefühl macht sich im hungrigen Zwergenbauch breit, irgendwas stimmt nicht, irgendwas ist anders als sonst...

Die freundliche Begrüßung beim Übertreten der Schwelle nimmt er nur am Rand wahr, das Essen riecht nicht so intensiv und das Licht kann in seinem geistig abwesenden Zustand kaum zu seinen Gedanken vordringen. Gurgon ist schlecht, und er weiß nicht, wieso. Da ergreift ihn wieder ein Schwächeanfall, seine Beine zittern und ein dumpfes Grollen dröhnt in seinem Ohr...doch es wird von klirrendem Geschirr und dem Klopfen an der Wand hängender Bilder begleitet. Aus seinem Zustand aufschreckend blickt er in die Augen von Rogarta, deren Beine ebenso zittern...durchgerüttelt werden... vom bebenden Boden. Er wacht auf, der Schlafende wacht auf! Ihr ungläubiges, vor Angst gelähmtes Gesicht wird fahl und blass, wie eine Leinwand, auf der man die Schrecken, die sie sich unfreiwillig ausmalt, förmlich ablesen kann. Schon bewegt sich der Schnauzer im aufziehenden Wind am Fenster, an das sein Besitzer herangetreten ist, um ein Bild des Geschehens vermittelt zu bekommen...

Vor ihm spielt sich Schreckliches ab. Die Dorfbewohner rennen in Panik durch die wenigen Gassen, die es in der Siedlung gibt. Freigelassene Tiere, die mit gerettet werden sollen, behindern die ganze Flucht zusätzlich, sodass es zu kleinen Streitereien untereinander kommt. Eilig zusammengepackte Beutel mit dem Nötigsten werden geschultert und in Begleitung der restlichen Zwergenfamilie aus dem Dorf, in Sicherheit, Hauptsache weg gebracht. Die Blicke der kleinen Kinder, die nicht verstehen, prägen sich Gurgon tief ein, doch über all dem steht etwas noch viel einprägsameres... eine große schwarze Rauchsäule verdeckt die Sonne und taucht die ganze Bergrückseite in einen tiefen Schatten. War es vorhin noch heiß gewesen, so stehen einem nun die Haare zu Berge, teils vor Kälte, teils vor blankem Entsetzen. Er war vorhin gar nicht hungrig gewesen, fällt es ihm ein, das Grollen war der Berg, die zitternden Beine nicht schwach, sondern von kleinen Beben gerüttelt, er hätte es also ahnen, die anderen warnen können. Von einem lauten Krachen wird er aus seinen Gedanken und sie aus ihrer Starre gerissen. Wir müssen hier weg!, ruft er, da hat er sie schon am Arm gepackt und aus dem Haus gezerrt. Kleine und größere kohlschwarze Brocken säumen den Weg, den der Zwerg mit seiner Gefährtin entlangeilt, bis sie den großen sehen, der den Platz der Schmiede krachend eingenommen hat und nun auf einem Trümmerhaufen gebettet ist. Fuldrin... Einige Dorfbewohner sind bereits dabei, den riesigen Felsen zu räumen, doch, so groß wie die Schmiede selbst, wiegt er mindestens 20 Tonnen, zudem dampft er und lässt die anpackenden Zwergenhände schmerzhaft aufzischen, sodass er nicht bewegt werden kann. Soviel zu tun, soviel zu sagen und doch, der nun heranströmende Strom aus Lava lässt weder Zeit, noch kennt er Erbarmen, unaufhaltsam bewegt er sich auf das Dorf zu, um es unter sich zu begraben. Es kann nichts getan werden...

Einige Minuten später, auf einer Anhöhe in der Nähe der Siedlung, steht die geringe Bevölkerung vor den Trümmern ihrer Existenz, niemand, dem nicht die Tränen in den Augen stehen. Auch Gurgon trauert, um Vergangenheit, verlorene Zukunft und um verlorene Freunde. Minuten vergehen, stille Minuten, und sie zeigen nichts weiter als eine zähe Landmasse, hier und da glühend, die sich bergab bewegt und alle Häuser verbrennt und begräbt. Neben den Rauchwolken des Vulkans steht nun auch eine kleine weitere Rauchfahne, die von Flammen genährt wird, die, die Zwerge verhöhnend, lustig und tanzend flackern. Noch ist es später Nachmittag und noch macht es Sinn, nach Wehrbrucken zu ziehen, um Obdach zu finden, bis sich was besseres ergibt. So schlägt die Gruppe den Weg ein, den Weg nach Vorne, denn zurück geht es nun nicht mehr...


In Wehrbrucken finden sie Unterkunft, Unterstützung und Zeit für die Schöpfung neuen Unternehmensgeistes. Dieser ist es dann auch, der Gurgon zwei Wochen später wieder zurück gehen lässt, um zu untersuchen, ob es eine neue Chance für das vernichtete Dorf gibt. Wie üblich mit seiner Hacke unterwegs klettert er über die schwarze Decke aus erkalteter Lava, sich nach einem günstigen Standpunkt des neuen alten Dorfes umsehend. Doch was er dabei findet, kann er kaum glauben... ein Stück Metal ragt aus der ebenen Gesteinsoberfläche hervor, glitzernd, das Sonnenlicht genau in sein erschöpftes Auge sendend. Das Werkzeug des Zwergen saust mehrmals hinunter in den Boden, um das Stück zu befreien, nach 15 Minuten dann ist es freigelegt. Gurgon muss lächeln, als er es genau erkennt, dann nimmt er es auf die Schulter und tritt den Weg nach Wehrbrucken an, wo es an Thorim verkauft wird...

Thorim betrachtet das gute Stück nun selbst. Es ist eine Rüstung, die an einigen Stellen hell schimmert, an anderen jedoch verkohlt zu sein scheint. Behutsam wischt er darüber, doch der Ruß geht nicht ab. Das Material scheint ungeheuer robust, klopft man darauf, klingt es nur wie Stein. In einige Fugen ist Lava eingedrungen und hat sie beim Erkalten ausgefüllt. Es ist wahrlich ein hervorragendes Handwerksstück, das an der Innenseite des Stahlkragens eine kleine Inschrift trägt: "Geschmiedet von Fuldrin im Schatten des Schlafenden". Der Schlafende selbst hat diese Rüstung vollendet, sie mit flüssigem Stein veredelt und gehärtet und ihr damit den Namen gegeben, die "Magmarüstung". Nun wird der Anführer des Hammerschlag Clans sie versteigern, nachdem er sie Gurgon für Gold abgekauft hat, was dieser zum Neuanfang nutzen kann. ---

Bandrakon am 07.10.2005