Galdralog, Band II: Von den alten Tagen

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Der Galdralog ist eine Sammlung alter Mythen, Helden- und Götterliedern aus einer Zeit, da die meisten Barden selbst nicht schreiben konnten und das Wissen mündlich überliefert wurde. Er gilt als wichtige Überlieferung zur Kultur des nordwestlichen Dunladans; eines Landstriches, der zwar offiziell zum Reich gehört, allerdings aufgrund seines rauen Klimas und seiner zerklüfteten Landschaft bis heute kaum urbar gemacht wurde.

Die vorliegende Ausgabe ist ein restauriertes Werk, das in liebevoller Kleinarbeit von der Bibliothek der Neuen Ordnung wieder zusammengestellt wurde. Lediglich einer Handvoll Vertrauter wurde erlaubt, die neue und kommentierte Version abzuschreiben. Im Ganzen umfasst die Legendensammlung mehrere Bände, die noch heute immer wieder erweitert werden.

Dies ist der zweite Band. Er enthält Legenden und Heldensagen aus den jungen Tagen Dunladans.


Der Drachenkrieg

Hilfegesuch der Greifen

In der Stadt Gorm, im Jahre 55 nach dem Aufstand an dem Berg, der den selben Namen trägt: Ein bemerkenswerter Mann, dessen weißer Bart ebenso wie die lichten Haare bis zu den Hüften reicht, trifft in der Stadt ein und ersucht um eine Audienz bei der frisch gekrönten Königin Tarquina Malkin. Die Drachen, die seit Jahren mit den Greifen im Krieg liegen, stehen kurz davor, ihre Widersacher auszurotten. Diese mystischen Wesen; halb Löwe, halb Adler, haben sich immer weiter zurück gezogen und lassen die Drachen in ihr Land eindringen. Nach einer Versammlung ruft die Königin ihre Garde zusammen und beschließt, selbst an der Spitze der Soldaten in die Schlacht zu reiten.

Doch die Nachricht, die der Bote brachte, war schon zwei Wochen alt. Längst ist nach der fast vollständigen Vernichtung der Greifen auch der Angriff auf Dunladan geplant. Als die Reiter aufbrechen, schwebt das junge Königreich in höchster Gefahr ...

Der Drachenkrieg

Pferde werden vorgeführt,
geschliffen die Lanzen und Pfeile
Mancher schon den Kampfgeist spürt,
doch sind wir nicht in Eile.

Am nächsten Morgen erst sollte die Erde,
getränkt sein von Tränen und Blut,
auf dass der Feind werde
zum Opfer eigener Glut.

Allein der Königin Schimmel,
tänzelt nervös von Zeit zu Zeit.
Dunkle Wolken am Himmel,
die Götter sind zur Schlacht bereit.

In dieser Nacht fand mich die Ruhe nicht
und so hielt ich einsame Wacht.
Metarian gewährte mir die Sicht,
in Geschehnisse nach der Schlacht.


In der Wiege meiner Träume ...


Erhoben das Schwert,
Bogen und Speer,
die Krieger zu Pferd,
gewaltig unser Heer!

Die Steppe in Flammen,
die Pfeile schwirren,
wir stehen zusammen,
die Klingen klirren.

Blut und Feuer vereinigt
die Steppe in lodernder Pracht
er flüchtet von Schmerzen gepeinigt,
zurück ins Dunkel der Nacht.

Der Königin Herz voller Zorn;
Rache, niemals zuvor gefühlt.
Der Chaosgott, im Auge ein Dorn,
wieder von Dunkelheit verhüllt.


... entfaltet der rote Drache seine Flügel ...


Am Morgen erwachte ich von dem Traum,
der meine Sinne umgarnte.
Noch war es still, der Tag graute kaum,
als ich vor Kordans Listen warnte.

Mit Staunen hörte die Herrin mein Wort:
"Auf der Hut wollen wir sein.
Ihr habt recht, wir nähern uns seinem Hort,
des Wahnsinnigen Schrein.

Doch sollten wir nicht rasten nun,
da unsere Kraft gefragt.
Lasst Einhalt gebieten ihrem schändlichen Tun,
auf dass der Tapfere niemals verzagt!"

So rüsteten wir uns bereit zur Schlacht.
Die Banner flattern im Wind
die gekreuzte Armbrust, Gorms Drachenwacht,
deren tapferste Streiter wir sind.


... und erhebt sich zum größten Gefecht ...


Majestätisch reiten wir über das Land,
begleitet vom Trommeln der Hufe,
wieder und wieder hebt die Königin die Hand,
laut erschallen die Rufe.

Über uns schwebten die Greifen im Wind,
und im Schatten ihrer Schwingen,
reitet Tarquina, des Mächtigen Kind,
deren Lieder wir noch heute singen.

Vor dem Gebirge im Westen erblickten wir sie,
eine Horde, geführt von einem mächtigen Wyrm.
Hinter ihm die Ausgeburt der Blasphemie,
geschuppte Bestien und anderes Gewürm.

Im Galopp rissen wir die Bögen hoch, spannten die Sehnen,
ein Hagel aus Pfeilen bedeckte den Himmel,
die Königin voll Hass, wollte ihnen das Leben nehmen,
an der Spitze schwang sie das Schwert, trieb an den edlem Schimmel.


... welches das junge Königreich bisher gesehen hatte.


Treibt eure Pferde über das weite Feld!
Zusammen reiten wir, fordern das Schicksal heraus.
Fürchtet nicht den Tod, nicht das Ende der Welt
wenn wir sterben bringen uns die Götter nach Haus'.

Der Boden bebt unter uns, wir entfesseln den Donner der Erde.
Die trommelnden Hufe werden Angst in ihren Herzen beschwören.
Unsere Helme glänzen in der Sonne, stolz sitzen wir zu Pferde.
Einige von ihnen weichen zurück, als sie unsere Rufe hören.

Zieht eure Schwerter zum Schlag, zerschmettern sollen die Knochen!
Legt die Lanzen an, durchbohrt ihrer Flügel Haut!
Lasst sie spüren Schmerzen und Tod, die wir ihnen versprochen!
Zeigt ihnen, dass sie den falschen Göttern vertraut.

Die Feinde toben auseinander, reitet nieder so viele ihr könnt!
Liefert sie dem Schnitter, nasse Erde sei ihr ewiges Grab.
Tote und Verwundete liegen am Boden, Fleisch und Blut verbrennt.
am Horizont bricht die Sonne durch an dem Tag, da die Dunkelheit starb.

Konsequenzen nach dem Drachenkrieg

Nach dem Sieg über die Drachen wurde Tarquina von den wenigen überlebenden Greifen mit einem mächtigen Artefakt ausgezeichnet. Der Greifenring, seit Jahrtausenden Sinnbild der Herrschaft, ging als Dank in ihren Besitz über. Im Gegenzug erklärte sie den Greifen – oder Gryphen, wie er damals genannt wurde – zum Wappentier der dunladanischen Krone.

Dieser erste Eingriff der königlichen Linie in den Kampf zwischen Licht und Dunkelheit bestimmte die Position, die das Königshaus nun vertritt. Dadurch, dass das Reich sich offen gegen Kordans Kreaturen stellte, erhielt es das Gleichgewicht – und mehr: Das Licht erstarkte, die Anhänger der Dunklen Fünf wurden zunehmend misstrauischer beobachtet. Doch noch lebten Alte und Neue Ordnung friedlich nebeneinander.



Das Ende der Tiefelfen

Es gibt wohl kein anderes Volk, um das sich so viele Mythen, Sagen und Halbwahrheiten ranken, wie um die Rasse der Elfen. Und unter allen Elfen gibt es kaum ein Geschlecht, dessen Schicksal vor so langer Zeit im Nebel der Gezeiten versank, wie es bei den Tiefelfen der Fall ist.

Bis zum heutigen Tage ist nur bekannt, dass diese großen, schlanken und schlangenähnlichen Geschöpfe den Großteil ihres Lebens unter der Erde verbrachten, ein bleiches Antlitz und stechend weiße Augen hatten. Sonnenlicht schien ihrer Haut ebenso zu schaden wie Feuer, sie liebten die Kälte und die Einsamkeit. Und eine ihres Geschlechtes – die letzte Tiefelfe – wandelt noch immer auf dunladanischem Boden. Ihr Name ist ebenso unaussprechlich für sterbliche Zungen wie jedes andere Wort der uralten Sprache, doch nach dem Dialekt der Hochelfen nennt sie sich schlicht Syku – Seelenschmerz.

Streu' tote Blumen auf mein Grab

Wenn du meinen Namen hörst,
kalt, wie das Flüstern im Nordwind.
Will ich, dass du Ahnen und Geister beschwörst,
bevor ich einmal mehr verschwind'.

Streu' tote Blumen auf mein Grab.
Ehre die Nacht, die mich verbarg,
in deren Schatten du noch stehst.


Im Licht der Sonne war ich bleich,
Geschöpf der Nacht in Ewigkeit,
meine Heimat war der Dunkelheit Reich,
und wird es sein für alle Zeit.

Streu' tote Blumen auf mein Grab.
Weine die Tränen an dem Sarg,
wenn du die Wahrheit auch verstehst.


Die Ruhe fand niemals mein Herz,
verflucht zu leben immerdar,
sollte ich fühlen Enzociars Schmerz,
deren Jüngerin ich einst war.

Streu' tote Blumen auf mein Grab,
in dem ich tausend Male lag,
doch habe ich niemals gelebt.


Früh wurde ich von Stein erdrückt,
im Fluss ertränkt und auch verbrannt,
doch kam ich jedes Mal zurück,
vom eigenen Untergang verbannt.

Streu' tote Blumen auf mein Grab
Sünden, die er mir nie vergab,
bis meine Seele aufersteht.


Es war mein Weg und meine Wahl,
erstrebt den Gipfel sterblicher Macht,
Worte und Taten, die ich stahl,
zu vergrößern eigenen Ruhm und Pracht.

Streu' tote Blumen auf mein Grab,
Frei werde ich sein am jüngsten Tag,
wenn der Wind den letzten Staub verweht.


Frieden habe ich nie gekannt,
in meinen Augen tobt der Wind.
Meine Heimat ist das weite Land,
bin meines Volkes letztes Kind.

Streu' tote Blumen auf mein Grab,
alle die Tode die ich starb
sind nur ein Traum, der nie vergeht.