Exterminatus - Mittel und Zweck
Eine kurze Einführung in die schwerste aller Strafen. Geschrieben von der Bibliothekarin Azura Debonaire, mit einem Einleitungs- und Schlusswort des bekannten Söldners Felron Mondträumer, der die wichtigsten militärischen Aspekte zusammenfasst. Der Besitz dieses Buches wird mit drakonischen Strafen geahndet, alle jemals angefertigten Abschriften lagern mittlerweile wieder in den geheimen Abteilungen der Bibliothek und sind für die Außenwelt nicht zugänglich.
Inhaltsverzeichnis
Aus den Archiven der Goldklingen
Selten werden wir unserem Motto, das wir für Gold fast alles tun, so gerecht wie bei diesem Auftrag... Ich weiß nicht genau, was vorgefallen war, jedoch kam eines Tages irgendein Priester des Syrthan zu mir und erteilte uns den Auftrag, ein Dorf zu reinigen. Einzige Bedingung war, dass er dabei ist und uns anführt. Die Bezahlung war gut, also schlugen wir ein, wie immer ohne nachzufragen... Auf der Reise scherzten wir noch, das wir mit Besen wohl die Straße kehren dürfen, aber als wir an dem Dorf angekommen waren, Stellung bezogen hatten und der Priester die Dorfgemeinschaft zusammenrief, war jeglicher Spaß von uns gewichen. Der Priester schwang eine große Rede, von wegen das Dorf wäre ungläubig und nicht mehr wert, der Neuen Ordnung anzugehören. Dann drehte er sich um und sah uns an. Daraufhin erteilte er den Befehl: "Nehmt alle gefangen, ob Mann, Frau oder Kind. Niemand darf entkommen. Wer flieht wird getötet." Einige Goldklingen zögerten, doch ich selbst ließ nur meine Klinge im Sonnenlicht aufblitzen, eine Drohgebärde, und ging auf die Dorfbewohner zu, so wie einige andere Goldklingen auch. Ein Bolzen flog an mir vorbei und tötete einen Mann, der an uns vorbeilaufen wollte. Einige andere Bewohner, die weiter hinten standen, begannen auch zu laufen, doch der Ausdauer eines Söldners hatten sie nicht entgegen zusetzen. Wir hetzten an den regungslosen Dorfbewohnern vorbei. Ich selber erschlug eine Frau auf der Flucht und einem fliehenden Kind schoss ich einen Pfeil in den Rücken, worauf es zu Boden ging. Ich ging zu der vermeintlichen Leiche hin und hörte noch das qualvolle Röcheln. Eigentlich war ich kein Mensch von Moral und Mitgefühl, dennoch erlöste ich es von den Schmerzen... Einige Goldklingen blieben zurück, legten Fesseln an und bewachten die dagebliebenen. Als alle in Ketten lagen oder tot waren, erteilte uns der Priester den nächsten Auftrag: "Baut für jeden ein Kreuz und macht sie daran fest!" Wir taten wie uns befohlen. Eine Goldklinge wollte einer Frau, in die er sich verliebte hatte, die Freiheit schenken; als ich es rechtzeitig bemerkte, legte ich viel Augenmerk darauf, das gerade diese Klinge diese Frau kreuzigen würde... Eine Disziplinarmaßnahme. Es hatte ungefähr eine Woche gekostet, aber als wir alle gekreuzigt hatten und auch die Kreuze aufgestellt hatten, gab uns der Priester den letzten Auftrag und übergab mir bereits den zweiten Teil des Honorars: "Verbrennt das Dorf! Zerstört es, lasst keinen Stein auf dem anderen!" Wir führten den Befehl aus, unsere Feuermagier gaben sich alle Mühe und bald war nichts mehr als Asche und Grundmauern übrig... Der Priester war schon lange verschwunden.. Einige schauderte es bei diesem Anblick und mir wurde wieder bewusst, wie der dunkle Priester dieses grausame Ritual genannt hatte. Wieder und wieder ging mir dieses Wort durch den Kopf - so neutral und akademisch es auch klang, so schrecklich war seine Konsequenz für alle Betroffenen - Exterminatus nannte sich diese grässlichste aller Strafen.
- Felron Mondträumer, ehemaliger Leiter der Goldklingen
Anwendungsgebiete des Exterminatus
Bei Seuche und Pest
Allgemeines
Eine Seuche ist eines der größten Übel, das eine Stadt heimsuchen kann. Nach und nach rafft sie selbst kerngesunde Personen dahin und führt über kurz oder lang zum Aussterben der kompletten Ansiedlung. Durch fahrende Händler, Spielleute und Botschafter wird sie weiter verbreitet, so dass schon bald ganze Landstriche von grünlichen Pestwolken überzogen werden. Vielerorts werden die Häuser der Infizierten mit schwarzen Kreuzen markiert, um Fremde vor der Gefahr zu warnen.
Durchführung
Der Exterminatus ist hier die einzige Lösung, doch ist die Ausführung nicht einfach. Um sich selbst nicht anzustecken, empfiehlt sich der Einsatz von Magie. Es soll keinerlei Abschreckung darstellen, sondern ist schlicht und einfach das einzige wirksame Mittel gegen die Ausbreitung der Krankheit.
Als erstes wird die gesamte Ansiedlung umstellt. Die Magier, die den Ring bilden, sollen sowohl die Stadtbewohner in der Stadt halten, als auch Zuschauer fernhalten, da diese Art der Problemlösung hingegen jeder Logik bei der breiten Masse der Bevölkerung noch immer nicht akzeptiert wird. Erdmagier vergewissern sich, dass auch alle unterirdischen Wege verschüttet werden, um so die Eingeschlossenen an der Flucht zu hindern.
Sodann beginnen Feuermagier mit der systematischen Verbrennung der Häuser in der Stadt. Dies geschieht von außerhalb, um sich selbst nicht der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen. Bewacht werden sie dabei von Bogen- und Armbrustschützen, die die Infizierten von den Gesunden fernhalten sollen.
Sind alle Gebäude der Stadt niedergebrannt, so folgt der Angriff der Luftmagier, die mit ihren Stürmen die Luft in der Stadt möglichst säubern sollen, um den anschließenden Einmarsch zu erleichtern.
Nach drei Tagen Wartezeit werden schließlich Gruppen aus Feuermagiern und Bogenschützen gebildet, um in die Stadt einzudringen, alle übrig gebliebenen Häuser zu zerstören und die Überlebenden unschädlich zu machen.
Besonderheiten
Bei dieser Art des Exterminatus ist zu beachten, dass Zeugen unerwünscht sind. Es ist kein Exempel zu statuieren, sondern die Welt vor dem Unheil zu bewahren. Da die gewöhnliche Bevölkerung in der Vergangenheit wenig Verständnis für diese Art der Überlebenssicherung zeigte, sollte sie möglichst wenig davon erfahren.
Desweiteren werden hier keine Nahkämpfer benötigt, da sich niemand den Infizierten nähern darf. Jedoch sollte der zuständige Priester, dem die Ausführung des Exterminatus obliegt, eine genügend große Reserve an Heilern bereit halten, um infizierte Magier schnell und sicher heilen zu können.
Bei Häresie
Allgemeines
Häretiker sind alle, die zwar vorgeben, die Dunklen Fünf zu ehren, sich aber heimlich der Blasphemie schuldig machen. In diesem Fall kann es keine Gnade geben. Niemals darf Häretikern verziehen werden, niemals ihre Taten vergessen werden, denn das kleinste Anzeichen der Gnade kann jahrelangen Verrat nach sich ziehen.
Durchführung
Hier besteht weit weniger Gefahr als bei einer Seuche, da die Häresie an sich ein Inkubationszeit von mindestens einem Tag aufweist und der Betroffene ihr in dieser Zeit dauerhaft ausgesetzt sein muss. Ein Magier oder Krieger, der den Exterminatus vollzieht, kann sich also kaum anstecken. Die Vorgehensweise gleich der bei Seuchen, jedoch ist hier zu beachten; dass die zum Tode verurteilten nicht durch physische Krankheiten geschwächt sind und so durchaus gefährlich werden können. Die Säuberungstruppen müssen also von schweren Nahkämpfern unterstützt werden, um sich zu verteidigen, was aber aufgrund der geringen Ansteckungsgefahr kein Problem darstellt.
Besonderheiten
Häresie ist ein verabscheuenswürdiges Verbrechen und diese Art des Exterminatus dient zu Abschreckung davor. Soweit es nach der Zerstörung der Siedlung noch Überlebende gibt, bieten sich verschiedene Arten der Hinrichtung an. Kreuzigung am Wegesrand ist wohl die wirksamste, aber auch langwierigste Methode. Massen- oder Einzelverbrennungen, Ertränken und vierteilen sind ebenfalls bekannt. Es geht hierbei einerseits um einen möglichst qualvollen Tod, um den Körper zu reinigen, andererseits soll es auch noch möglichst spektakulär sein, um Nachfolgetäter abzuschrecken.
Einschätzung aus militärischer Sicht
Der Exterminatus ist eine interessante Methode mit einigen Vor- und einigen Nachteilen, die man erwägen sollte, bevor man das Urteil ausspricht und wie man es vollzieht. Dabei ist zu beachten, dass niemand das Urteil ausführen möchte – man muss sich also der Loyalität seiner Untergebenen sicher sein. Wendet man diese Methode zu oft an, gehen wertvolle Rohstoffe für einen Krieg verloren und damit sind nicht Nahrungsmittel oder Arbeitskraft gemeint. Jeder Mann oder Jugendliche ist ein potentieller Soldat, somit schwächt man seine eigene Kampfkraft, wenn man einen Exterminatus in den eigenen Reihen vollziehen lässt. Nicht leugnen kann man, dass es die wirkungsvollste Methode ist, Menschen zu kontrollieren und einzuschüchtern. Gegen Feinde angewendet schwächt er diese für viele Jahre: Vernichte die Ressourcen, um den Feind an der Ausschöpfung zu hindern. Außerdem ist Furcht der mächtigste Verbündete, den man haben kann. Dennoch sollte der Exterminatus immer die letzte Möglichkeit einer langen Reihe von Strafen sein.
- Felron Mondträumer, ehemaliger Leiter der Goldklingen