Ein Opfer für Hryuran

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Die folgende Schriftrolle stammt von Thordis. Sie handelt von der zweifelhaften Unterstützung, die Hryuran gewährt, und die leicht zur Gefahr für einen selbst werden kann. Die Geschichte wurde im Rahmen der Ausbildung zur Priesterin geschrieben und steht nun in der Bibliothek zu Yaramer.


Vor einer langen Zeit gab es tief im Süden des Landes zwei Städte, die dicht beieinander lagen. Die eine Stadt war ein alter Adelssitz, der wohl in alten Zeiten einmal prächtig anzusehen war, doch dies war längst Vergangenheit. Die zweite Stadt war einst nur eine kleine Handwerkersiedlung gewesen, die es mit viel Fleiß und durch das kluge und umsichtige Handeln des Ortsvorstehers zu einem bescheidenen Reichtum gebracht hatte. In der verfallenen Burg des Adelssitzes lebte ein jähzorniger Freiherr, der zu viel trank. Er und seine wenigen Krieger waren gefürchtet, denn sie wurden in den Kämpfen von wilder Raserei voran getrieben. Man flüsterte über ihn, das Hryuran ihm wohl seine Gunst geschenkt hatte. Tatsächlich bot er dem freien Geist regelmäßig ein kleines Opfer dar, so wie es in seiner Familie Brauch war.

Doch während seine Vorfahren ihre Raubzüge auf fremden Gebieten ausführten, zog er es vor, das eigene Volk zu plündern. Schon lange war ihm das emporstrebende Dorf ein Dorn in Auge. So versprach er Hryuran ein großes Opfer, wenn er ihm helfen würde, diesem Handwerkerpack, wie er es nannte, zu zeigen, wer der Herr des Landes wäre, und wem das Gold zustand. Noch in der gleichen Nacht brachen der Adelige und seine Mannen auf, um die Siedlung der Handwerker zu unterwerfen. Wie entfesselt wüteten sie unter den Bewohnern, bis schließlich der Burgherr dem Ortsvorsteher gegenüber stand. Flüsternd bat der Burgherr um den Segen Hryurans, und versprach abermals ein großes Opfer. In seiner Raserei, und betrunken wie er war, schlug er allerdings sehr oft mit dem Schwert daneben, und traf die Balken des Hauses, statt dem Ortsvorsteher.

Mit einem letzten wuchtigen Schlag wollte er sein Gegenüber erledigen, um sich dann des Goldes, welches der Ortsvorsteher in seinem Haus verwaltete, zu bemächtigen. Sein Blick jedoch weitete sich vor Schrecken, als das Schwert im Stützbalken über seinem Kopf stecken blieb. Nur einen Herzschlag später zerbarst der Balken, und schlug den Burgherrn nieder. Der Ortsvorsteher konnte gerade noch durch die Türe flüchten, bevor unter lautem Getöse das Haus in sich zusammen brach. Kaum begann sich die Staubwolke zu lichten, als Flammen wild empor schlugen, und die Reste des Hauses völlig zerstörten. Seltsamerweise war auch das Gold aus dem Haufen verkohlter Balken verschwunden, als man endlich die Flammen gelöscht hatte.

Hryuran hatte ein großes Opfer erhalten, munkelte man. Man sollte vorsichtig mit den Dingen sein, die man sich wünscht. Sie könnten in Erfüllung gehen.