Bakila
Einst erblickte in einem fernen Land eine bildhübsche Elfe mit Namen Bakila das Licht der Welt. Sie hatte wunderschöne grün-graue Augen, deren Strahlen jeder Beschreibung spottete und Haare wie seidenes Gold. Sie wuchs gut behütet bei ihrer Familie auf und war immer fröhlich.
Sie sprach mit den Tieren und Bäumen, den Feen und Kobolden und liebte es über Wiesen und Felder zu springen und zu singen. Bei allem was sie tat wurde sie von ihrer besten Freundin begleitet, einer Fee mit dem Namen Cizisha. Die beiden waren wie Schwestern und wo die eine war, war die andere nie weit.
Doch als Bakila das siebzehnte Jahr fast vollendet hatte, endete ihr unbeschwertes Leben schlagartig. Eines Nachts, als alle schliefen, wurde sie von einem fürchterlichen Lärm geweckt. Sie schlich auf leisen Sohlen aus ihrer Kammer und versuchte herauszufinden, was passierte. Sie hörte plötzlich wie ihre Mutter schrie und lief zu der Kammer ihrer Eltern. Was sie dort sah, war unbeschreiblich... Nur soviel sei erzählt, ihre Eltern und Geschwister waren auf grausige Art und Weise von gar abscheulichen Kreaturen abgeschlachtet worden...Sie wurde von einer Welle der Gefühle überrannt und wusste weder ein noch aus. Sie musste so schnell wie irgend möglich dort weg...Sie rannte um ihr Leben, ziellos, einfach nur fort von dem Geschehen und fort von diesen Kreaturen.
Als sie einige Zeit gelaufen war, versteckte sie sich in einer Höhle und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Sie sank auf die Knie und schluchzte hemmungslos. Wie konnte das passieren? Warum ihre geliebte Familie? Auf diese Fragen hatte sie keine Antwort...sie weinte und weinte, bis sie vor lauter Erschöpfung einschlief.
Als sie erwachte, wusste sie nicht, wie ihr geschehen war. Sie sah sich um und konnte nicht erkennen wo sie war. Doch dann kamen die Erinnerungen an das Geschehene wieder und das Herz wurde ihr schwer... Neben ihr entdeckte sie ihre treue Freundin Cizisha. Nur sie war ihr noch geblieben.
Bakila überlegte lang, was sie tun solte...sie war verzweifelt. Hatte das Leben überhaupt noch einen Sinn? Viele Tage und Nächte verbrachte Bakila mit Cizisha in der Höhle, bis sie einen Entschluss fassen konnte. Es musste weitergehen, ihre Familie musste gerächt werden. Sie schwor sich, nicht eher zu ruhen, bis alle dieser Kreaturen vernichtet und ihr Fleisch und Blut gerächt war... Sie irrten lange durch die Welt, auf der Suche nach einem neuen Heim und einer neuen Familie, immer auf der Suche nach bösartigen Kreaturen und untoten Wesen, um sie für immer aus dieser Welt zu schaffen.
Die Jahre gingen ins Land und inzwischen hatte Bakila ihren vierundzwanzigsten Sommer hinter sich, als sie eines Tages auf einen Menschensohn traf, der sich Edorian nannte. Er stellte sich ihr vor und erzählte ihr von seinem Leben. Sie hörte ihm aufmerksam zu und obwohl sie in den letzten Jahren noch misstrauischer gegenüber Menschen, Zwergen und anderen Lebewesen geworden war, als es Elfen eh schon von Natur aus sind, folgte sie seiner Einladung nach Amon Rûdh, der Stadt der Gefährten, zu kommen.
So reiste Bakila erneut mit ihrer treuen Freundin durch die Fremde, auf der Suche nach einer neuen Heimat und einer neuen Familie.