Almanach zwergischer Destillate

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Nicht mehr als zwei Pergamentbögen in feiner, geschwungener Schrift bilden diese Abhandlung eines Kenners, die einen kurzen Ein- und Überblick in das wohl am Meisten unterschätzte und am Wenigstens beachtete Handwerk der Zwerge gibt.

Einleitung:

Zwergen wird ja häufig nachgesagt, sie seien hervorragende Kumpel, begnadete Steinmetzen, talentierte Schmiede, beinharte Nahkämpfer, bärtige Fernkämpfer, leidenschaftliche Spitzohrhasser, stinkreich und geizig. Doch dabei ist diesem unter Tage wirkenden Volke noch eine andere Fähigkeit zu Eigen, die den Zwergen nur selten zu- oder gar angerechnet wird und über die es kaum Mythen, Sagen, Legenden, Gerüchte, Vorurteile oder gar Berichte gibt, obwohl sie nahezu allgegenwärtig und in jeder Taverne zu finden ist: Die Destillationskunst.

Überall in den Tavernen steht mindestens ein Exemplar, stellvertretend für diese hohe Kunst. Oftmals nur als „Zwergenschnaps“ bezeichnet, ist dies eine geringschätzige Bezeichnung für eine außerordentliche Vielfalt zwergischer Destillate.

Denn der Kenner unterscheidet mehrere Sorten dieser Gaumenschmeichler – hier seien die berühmtesten und bekanntesten aufgelistet.

Dunkles Erdreich (zwergischer Name: Lazâd Kâril):

Wenn es einen Klassiker zwergischer Brennereien gibt, dann ist es dieses Getränk. Hergestellt aus den Wurzeln der Schwarzwurzelerle, der in einem langwierigen Verfahren der Gärungsprozess entrungen wird, wird diese Flüssigkeit mehreren, meist zwei, Brennvorgängen unterzogen. Während dieser Brennvorgänge werden Essenzen aromatischer Zusatzstoffe, allen voran Moschus und Ingwer, ebenfalls destilliert und in einem speziellen Verfahren dem alkoholischen Destillat zugeführt, wodurch dieses Getränk nach durchschnittlich fünf Jahren der Lagerung in Eichenfässern sein spezielles, erdiges Aroma mit der schwere von Schwarzerle und Würze von Ingwer, seine Zähflüssigkeit und seine fast schwarze Farbe bekommt. Dunkles Erdreich ist somit ein Schnaps für Genießer hochprozentiger, zäher zwergischer Erzeugnisse, ohne allzu großen Wert auf Exklusivität zu legen. Es ist nicht brennbar.


Gerölllawine (zwergischer Name: unbekannt):

Der wohl härteste aller Zwergschnäpse. Seinen Namen hat er wegen seiner Wirkung auf die Kehle des Opfers. Der Brand ist so stark, dass der Trinker das Gefühl hat, ein Steinschlag gehe in seiner Speiseröhre danieder. Ingredienzien für diese Krönung des Rausches sind Dornginster, Veilchenöl und Minzöl. Aller Vernunft zum Trotz durchläuft die Gerolllawine im Laufe ihrer Entstehung drei Mal die Destille, bevor die entstandene Flüssigkeit schließlich ein gutes Jahrzehnt in nahezu aromadichten Buchenfässern abgelagert wird. Die Gerölllawine ist hellbraun, klar und von normaler Liquidität. Ihr Alkoholgehalt ist immens. Gerüchten zu Folge brennt dieses Getränk bereits bei hoher Raumtemperatur und ist Garant für eine Reinigung des Magens. Ein wahres Muss für Genießer und die rausten aller Trinker. Über Geschmack und Aroma können nur wenig zuverlässige Aussagen getroffen werden. Sagen zu Folge tranken Trinker nach Genuss einer Gerölllawine hochkonzentrierten Essig und zeigten keinerlei Reaktion auf den extrem unangenehmen Geschmack.


Felsenschlag (zwergischer Name: Nicht bekannt.):

Felsenschlag ist einer Gerölllawine nicht sehr unähnlich. Doch statt Veilchen- und Minzöl finden hier vor allem Hagebutten- und Brennnesselextrakt Verwendung. Felsenschlag ist ein nur zweifach destilliertes Erzeugnis der Bergwerksbrennereien und wird in wertvollen Eschenfässern gelagert. Es gibt mehrere Abfüllungen des Felsenschlags, die sich nach ihrem Alter unterscheiden: Die jüngste Variante ist acht Jahre alt. Daraufhin folgen Abfüllungen von zwölf, zwanzig und vierundvierzig Jahren. Allen Jahrgängen ist eine klare, durchsichtige Flüssigkeit gemein und ein allgemein würzig-milder Geschmack, der lediglich mit zunehmender Ablagerungsdauer differenzierter wird. Felsenschlag ist der Geheimtipp für die wahren Genießer des hochprozentigen Alkohols. Für die Individuen, die etwas höchstexklusives zu sich nehmen wollen, greifen auf eine Flasche vierundvierzig jährigen Felsenschlags zurück. Felsenschlag ist schwach brennbar und verbrennt mit rötlicher Flamme. Dieser edle Tropfen ist deshalb auch völlig ungeeignet um sich in einen Rausch zu trinken. Dafür ist seine Komposition zu vollkommen.


Gaumenschmiede (zwergische Bezeichnung: in keinerlei Aufzeichnungen erwähnt):

Gaumenschmiede, ein einfach destilliertes zwergisches Erzeugnis hat den geringsten Alkoholgehalt, aber aufgrund solch Zutaten wie Tollkirsche, Hagebutte, Schwarzdorn, Apfel und Steinwurzel und Schattenaleole den wohl eigenartigsten Geschmack. Diese Komposition schürt ein Feuer im Gaumen, welches sich bei jedem Atemzug von neuem entzündet und für mehrere Stunden anhält, dabei merkwürdiger Weise den Geschmackssinn auf keinerlei Art und Weise beeinträchtigt und somit Ideal als Getränk zu ausgiebigen Speisen geeignet ist. Gaumenschmiede ist nicht brennbar und gibt es in verschiedenen Farben, je nach Gewichtung der Hauptzutat: Besteht sie hauptsächlich aus Tollkirsche, so ist die Flüssigkeit von einem kräftigen dunkelrot, während das Hauptbestandteil Hagebutte eine rote Flüssigkeit mit einer Spur Orange offenbart. Apfel und Steinwurzel offenbaren verschiedene Grünfärbungen, während die Schattenaleole für eine nahezu farblose Nuancierung sorgt. Schwarzdorn bewegt sich zwischen einem kräftigen dunkelblau und schwarz. Brennbar ist dieses Getränk aufgrund seines relativ niedrigen Alkoholgehaltes nicht. Gelagert wird es in Birkenfässern und wird vor allem Leuten mit neugierigen Geschmäckern und gesunden Essern ans Herz gelegt.

Zwergenbinge (zwergischer Name: Khâzâd Dûm):

Zwergenbinge ist kein spezieller Zwergenschnaps, sondern eine Mischung verschiedenster Schnäpse. Die Hälfte besteht aus Gaumenschmiede, die andere Hälfte teilen sich zu drei Vierteln Gerölllawine und zu einem Viertel eine spezielle, dünnflüssige Art des Dunklen Erdreichs. Die Färbung reicht je nach Lagerdauer (drei, sieben oder dreizehn Jahre) von hellbraun bis pechschwarz. Grund ist eine merkwürdige Reaktion zwischen Holzfass und Flüssigkeit, deren genaue Ursache nicht bekannt ist. Langjährigen Tests zu Folge sind diese jedoch für die Gesundheit des Trinkers unbedenklich.

Schlusswort:

All diese Beispiele sind natürlich nur eine kleine Auswahl besonderer zwergischer Kunst. In Wahrheit gibt es wohl unzählige Schnäpse aus zwergischer Hand. Aber da dieses Volk von Natur aus sehr halsstarrig und für gewöhnlich wenig mitteilsam ist, sind nur sehr weniger dieser Schätze bekannt und in den Tavernen der freien Völker zu erwerben.