Abhandlung über die Magie
Abhandlung über die Magie
verfasst von Lydia Sternentod, Novizin des Syrthan im Tempel der Dunklen Fünf zu Yaramer, der schwarzen Mark
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kein Mysterium auf der Welt ist wohl größer als das um die Manipulation der geheimnisvollen wie mächtigen Kraft der Magie. Die Götter und einige andere mächtige Wesenheiten sind dazu in der Lage, mit ihrer Hilfe Dinge zu vollbringen, die über die Vorstellungen jeder sterblichen Kreatur hinausgehen, und das ohne die traditionellen Hilfsmittel, derer sich die Magier hierzulande bedienen, um ihre Zauber zu wirken und zu verstärken. In der folgenden Abhandlung soll auf die verschiedenen Disziplinen eingegangen werden, die ein Kundiger im Allgemeinen beherrschen muss, um Magie zu wirken. Verschiedene Fähigkeiten, Eigenschaften, Werkzeuge und Wissen sind dafür nötig und nur jene, welche deren Zusammenspiel perfekt beherrschen, können sich als wahre Meistermagier bezeichnen. Begonnen werden soll jedoch mit einigen grundsätzlichen und weit verbreiteten Vorstellungen über das Wesen der Magie, welche dem Fachfremden oder Studienanfänger ein grobes Grundverständnis über die Möglichkeiten und Grenzen sowie die allgemeine Funktionsweise von Magie vermitteln sollen.
Die vier Grundelemente
Die sterblichen Geschöpfe dieser Welt sind anders als die Unsterblichen nur dazu geschaffen, elementare Magie zu wirken. Diese Magie steht bereits auf einer höheren Stufe als jene niedere Naturmagie, über welche die Schamanen der wilden Völker verfügen, doch verleiht sie jenen, welche sie beherrschen, lediglich die Macht über verschiedene Elemente, obwohl Magie zu wesentlich mehr fähig ist und auch sterbliche Geschöpfe bereits Zauber gewirkt haben, die weit über die Möglichkeiten der konventionellen Elementarmagie hinausgehen. Es existieren 4 Magiearten in der Elementarmagie, welche den Grundelementen der Vier-Elemente-Lehre entsprechen: Feuer, Luft, Wasser und Erde. Der Lehre nach bestehen alle Stoffe der materiellen Welt aus einem Gemisch dieser vier Elemente und erhalten ihre charakteristischen Eigenschaften dadurch, dass diese zu verschieden hohen Anteilen in ihnen vorkommen. Die Aggregatzustände sind hierfür ein gutes Kriterium, so besitzen feste Stoffe einen hohen Erdanteil, Flüssigkeiten einen hohen Wasseranteil und Gase einen hohen Luftanteil, während alle Arten von flüchtigen oder instabilen Stoffen einen hohen Feueranteil besitzen, da Feuer keinen dieser drei Idealzustände verkörpert, sondern für den stetigen Wandel steht. Weiterhin lassen sich die Grundelemente nach ihren Ausprägungen in zwei Aspekten – Temperatur und Beschaffenheit – charakterisieren: Feuer ist heiß und trocken, Luft heiß und feucht, Wasser kalt und feucht und Erde kalt und trocken.
Die Magie und die fünf freien Völker
Bei den fünf „freien“ oder „zivilisierten“ Völkern handelt es sich um die Zwerge, die Menschen, die Halbelfen, die Elfen und die Gnome. Die Angehörigen dieser Völker sind allesamt dazu in der Lage, die 4 Arten der Elementarmagie zu erlernen und anzuwenden. Jedes Volk hat dabei seine individuellen Affinitäten und Probleme, was die Beherrschung der einzelnen Elemente angeht. Rassenforscher wollen hierbei in Anlehnung an die Vier-Elemente-Lehre herausgefunden haben, dass diese unterschiedlichen Stärken und Schwächen auf minimale Differenzen in der Zusammensetzung der Körper verschiedener Völker und den daraus resultierenden physischen Eigenschaften dieser zurückzuführen sind, so wird Zwergen die Ausprägung „trocken“ zugeschrieben, weshalb diese ein besonders hohes Talent bei der Manipulation von Erde und Feuer aufweisen, Menschen sind „kalt“ und deshalb begabt im Umgang mit Wasser und Erde. Halbelfen verkörpern den Aspekt „heiß“ und sind daher geschickt mit Feuer und Luft, Elfen und Gnome schließlich gelten als „feucht“, weshalb sie für die Luft und das Wasser besonders empfänglich sind. Die Tatsache, dass die Ausprägung „feucht“ durch zwei Völker besetzt ist, führte zu einigen Wirrungen und Zerwürfnissen in der ohnehin äußerst umstrittenen Rassenlehre. So fassen einige Elfen und Gnome als verwandte Rassen auf, andere denunzieren das Volk der Gnome als niedere Rasse und bescheinigen ihnen eine Verwandtschaft zu den wilden Völkern der Orks und Goblins. Ihre im Vergleich zu diesen höheren magischen Talente, welche sowohl in ihrem Aspekt als auch in vielen eng mit Magie zusammenhängenden Bereichen die der Elfen sogar übersteigen, erklären sie durch einen Fehler in der Evolution, doch erwiesen sich die meisten dieser Theorien bisher als nicht haltbar, dennoch sind bestimmte Vorurteile in den Köpfen vieler Gelehrter tief verwurzelt. Manche gehen gar so weit, dem in der Manipulation eines bestimmten Elements besonders Begabten bestimmte Charaktereigenschaften oder Temperamente zuzuschreiben, welche die folgenden Namen tragen: Choleriker (Feuer), Sanguiniker (Luft), Melancholiker (Wasser) und Phlegmatiker (Erde). Diese werden verschieden charakterisiert und hängen weiterhin mit der Vier-Säfte-Lehre zusammen, einem bedeutenden Ansatz in der Medizin, doch dies würde an dieser Stelle zu weit führen und so sei dem interessierten Leser empfohlen, eigene Nachforschungen anzustellen, sollten diese Parallelen sein Interesse geweckt haben.
Individuelle Eigenschaften
So wie für den Einsatz gewöhnlicher Waffen und Werkzeuge individuelle körperliche Attribute wie Stärke, Geschick und Konstitution eine wichtige Rolle spielen, so sind die geistigen Attribute eines Geschöpfes wie dessen Intelligenz ein wichtiger Faktor für die Stärke der Zauber, die es weben kann. Und ebenso, wie sich körperliche Eigenschaften trainieren und durch Erfahrung steigern lassen, werden auch die mentalen Fähigkeiten eines Individuums durch Wiederholung und Übung erhöht. Die Angehörigen einiger Völker – vor allem Gnome – besitzen hier einen leichten biologischen Vorteil, doch spielt die durch Erfahrung gewonnene Verbesserung der eigenen mentalen Attribute hier eine weit größere Rolle, so dass naturgegebene Unterschiede schnell durch ein gezieltes Training unbedeutend werden. Große mentale Stärke und Intelligenz kann jeder erlangen, nicht bloß Magier, so ist die geistige Entwicklung keinesfalls an die Anwendung von Magie gekoppelt, für diese jedoch im höheren Maße bedeutend als für die Nutzung anderer Fertigkeiten. Ein starker Wille und ein fester Glaube sind von Vorteil.
Mystik
Religion und Magie waren schon immer tief miteinander verwoben. Seit sich die zivilisierten Völker mit der Erforschung der Magie beschäftigten ist dies schon so. In grauer Vorzeit waren ihre Geheimnisse Sache der Schamanen und auch nach Etablierung des Zehn-Götter-Glaubens lange Zeit allein dem Klerus vorbehalten. Auch heute, wo das Magiestudium eher zu einer einfachen Kampfausbildung verkommen ist und sich meistenorts auf die Vermittlung standardisierter Zauber und das Training im Umgang mit immer mächtigeren Magiestäben beschränkt, sind die Tempel die eigentlichen Horte magischen Wissens. So sind verschiedene Kleriker in der Lage, göttliche Magie in unbelebte Gegenstände permanent zu bannen und sie so zu mehr oder minder mächtigen Artefakten aufzuwerten, welche die Eigenschaften des Trägers und des Materials über ihre natürlichen Grenzen hinaus zu steigern vermögen. Weiterhin lassen sich die vier Magiearten den verschiedenen Gottheiten des Pantheons zuordnen. Syrthan und Sceral stehen für die dunkle und die lichte Magie, welche die Magien aller Elemente auf verschiedene Art vereinen, während ihre vier Mitstreiter jeweils eine der elementaren Magien beherrschen: Kordan und Metarian das Feuer, Enzociar und Neriel die Luft, Xzarrus und Gavz Dorl das Wasser und Visqe und Levonar die Erde. Eben jene kontrollieren nach Meinung der Priester die vier elementaren Magien und haben deren Eigenschaften nach ihrem Wesen geformt. Ebenso sollen sie es sein, welche den Magiern ihre Kräfte verleihen, doch wird diese These seit geraumer Zeit durch die Tatsache infrage gestellt, dass auch bekennende Atheisten und Häretiker sich zu großen Meistern verschiedener Elementarmagien entwickeln konnten. Nichts desto trotz ist die göttliche Macht von Verzauberungen eine reale und messbare Kraft und die Verbindung von Magie und Religion daher nicht bestreitbar.
Das Studium der Magie
Heutzutage ist Magie in Dunladan etwas ganz Alltägliches. Magie findet überall Anwendung: Im Handwerk, auf der Jagd wie in kriegerischen Auseinandersetzungen, und inzwischen besitzt fast jeder erfahrene Abenteurer irgendwann auch wenigstens bescheidene magische Fähigkeiten in mindestens einer Elementarmagie. In jeder gut ausgebauten Stadt, die etwas auf sich hält, findet sich zu heutiger Zeit eine Magieschule und es hat sich ein standardisiertes Studium der vier Magielehren etabliert, in welchem jeweils innerhalb von 25 Lehrzirkeln das Wirken von 20 Zaubern sowie der Umgang mit 10 Magiestäben vermittelt wird, deren Schwierigkeitsgrad und Macht immer weiter steigt, bis mit der Beherrschung des traditionellen Wächterstabs und dem Erlernen des letzten Zaubers schließlich der Magisterabschluss und somit die Meisterschaft in einem Element erreicht werden kann. Dass dieses Wissen jedem, der genug Zeit und Geld hat so frei zur Verfügung steht, war nicht immer so und ist das Ergebnis eines langen Prozesses, welcher einst durch einige bedeutende Reformer innerhalb der Kirche begonnen und schließlich durchgesetzt wurde, indem sie die Verbreitung und den Austausch dieses Wissens immer weiter förderten und vorantrieben. Die wenigsten Magieanwender heutzutage kennen ihre Namen oder halten ihr Andenken in Ehren, was ein schändlicher Umstand ist.
Für das Erlernen und den Einsatz von Elementarmagie sind also mehrere Dinge ausschlaggebend: Die Volkszugehörigkeit, die individuellen mentalen Fähigkeiten, die Gunst der Götter und das Wissen um einzelne Zauber. Im Folgenden soll nun auf zwei wichtige Handwerke eingegangen werden, welche dem Magier als fünfte Komponente seine beiden wichtigsten Werkzeuge zur Verfügung stellen, über welche er verfügen und welche er beherrschen muss, will er Elementarmagie wirkunsvoll und risikofrei anwenden: Die Essenz und den Stab.
Alchemie
Die Alchemie war einst eine große und geheimnisumwobene Wissenschaft, welche eng im Zusammenhang mit der Vier-Elemente-Lehre stand und deren Gelehrte sich damit beschäftigten, die Zusammensetzung und Entstehungsbedingungen für jeden bekannten Stoff zu finden sowie selbst den edelsten und reinsten aller Stoffe zu erschaffen. Der größte Durchbruch, der innerhalb dieser Disziplin je gelang, war die Entwicklung der Essenz. Viele Alchemisten halten diese Substanz für eben jenes perfekte Material, denn sie verfügt über die Eigenschaft, magische Energie freizusetzen, die für das Wirken von Zaubern verwendet werden kann. So ist dieser Stoff die Grundlage für jeden Zauber, der von einer sterblichen Kreatur gewirkt werden kann, ohne sich einem größeren Risiko auszusetzen. Mit der Zeit verkam diese Wissenschaft hierzulande zu einem einfachen Handwerksberuf, welcher sich allein mit der Herstellung eben dieses Stoffes beschäftigte. Verschiedene Handwerksmaterialien wie Magiesplitter, Phasenkraut und Erdenblut werden zur Herstellung benötigt, den Grundstoff bildet jedoch ein Material, welches nur schwer zu beschaffen ist: Es handelt sich dabei um den Staub, welcher entsteht, wenn der Leib einer ruhelosen untoten Kreatur zerfällt. Je mächtiger die Kreatur einst war, desto stärker die Essenz, die sich daraus brauen lässt. Die Stärke einer Essenz wird gemeinhin in sechs verschiedene Qualitätsstufen unterteilt: Normale Magieessenz, gefertigt aus einfachem und vergleichsweise leicht zu beschaffenem Magiestaub, wie ihn nur die niedersten Untoten wie Skelette und Zombies bei ihrem endgültigen Scheiden aus diesen Sphären produzieren, Todesessenz aus Todesstaub, Schattenessenz aus Schattenstaub, Mondessenz aus Mondstaub und schließlich Sternenessenz aus Sternenstaub, wie ihn nur die mächtigsten Untoten wie Wandelnde Lichter, Erznekromanten, Schrate und Liche produzieren. Weiterhin werden in jeder Stadt mit einem Wachhaus Essenzen sehr niedriger Qualität, die sehr unzuverlässig aber nicht gefährlich sind, kostenlos angeboten. Meist handelt es sich hierbei um fehlerhafte Ware aus den Alchemielaboren, welche für den Verkauf ungeeignet ist. Vor allem erneut die Gnome, doch auch Menschen und Elfen haben eine natürliche Begabung für die Alchemie, was von Mystikern durch ihre Verbundenheit zum Wasser und somit zu Xzarrus, dem Totengott, dessen Geschöpfe die Grundlage für den magischen Stoff bilden, erklärt wird. Die Eigenschaften von Essenz sind die einer sich sehr leicht verflüchtigenden Flüssigkeit, welche unter strengen Sicherheitsbestimmungen im Labor hergestellt und in kleinen Glasphiolen luftdicht eingeschlossen verkauft wird. Bei Freisetzung größerer Mengen auf engem Raum kann es zu gewaltigen Explosionen kommen, weshalb Herstellung, Lagerung und Transport äußerst riskant sind. Nicht selten sieht man ein Labor oder eine Lagerhalle für Essenzen in die Luft fliegen.
Magiestäbe
Die Herstellung von Magiestäben ist eine hohe Kunst und der hierzulande etablierte Handwerkszweig vermutlich der bedeutendste und lohnendste, da so ziemlich jeder Abenteurer irgendwann einmal eine Elementarmagie erlernt und dafür früher oder später einen höherwertigen Magiestab benötigt. Jeder Stab muss während der Herstellung für die Manipulation eines bestimmten Elementes geschmiedet werden, bei den 10 traditionellen Stabarten, nach welchen man die Stäbe zusätzlich kategorisiert, kommt man daher auf allein 40 verschiedene normale Magiestäbe, was das Waffensortiment, welches ein Meister dieses Fachs zu fertigen imstande sein muss, eine Komplexität erreichen lässt, hinter der jedes traditionelle Waffenschmiedehandwerk zurückbleibt. Die Stäbe dienen den Magiern als Foki, nur durch sie können sie ihre Zauber gefahrlos wirken und gleichzeitig kann ein Magiestab die Stärke eines gewirkten Zaubers zusätzlich erhöhen. Magie kann nur durch organisches Material fließen, so sind die meisten Magiestäbe aus Holz, obwohl bei den wilden Völkern auch schon Exemplare aus Knochen und anderen Materialien gesehen wurden, deren Leiteigenschaften und Stabilität ebenfalls zufriedenstellend waren. Herkömmlich unterscheidet man 5 Qualitätsstufen für Magiestäbe, welche abhängig sind von dem bei der Herstellung verwendeten Holz: Buche, Birke, Eiche, Esche und Eibe. Einige Magiestäbe sind sogar nach den Holzarten benannt, aus welchen sie gefertigt wurden. Weiterhin wurde vor einigen Jahren herausgefunden, dass sich die Energien mithilfe eines Stabes noch effektiver bündeln lassen, wenn dieser mit so genannten „Steinen der Weisheit“ veredelt wird, bestimmten Edelsteinen wie Pyrit, Jaspis, Perlmutt, Jade und dem mächtigen Onyx, welcher zur Herstellung von Stäben verwendet werden kann, deren Macht selbst die von Wächterstäben übertrifft. Das Wissen um die Herstellung so veredelter Stäbe ist jedoch noch nicht in die Akademien aufgenommen worden und daher nicht ohne weiteres zu erlernen, einen entsprechenden Bauplan in die Finger zu bekommen erfordert großes Glück oder großen Reichtum, sowie ein gewisses Grundwissen in der Kunst des Stabschmiedens. Als Volk mit dem größten Hang zur Magie sind es wieder die Gnome, welche zusammen mit den Halbelfen und Elfen die größte natürliche Begabung für dieses Handwerk besitzen.
Das Wesen der vier Magielehren
Nichts ist so voraussetzungsreich und kompliziert in der Anwendung, und nichts ist mächtiger und vermag im Kampf so vielfältig eingesetzt zu werden wie die Elementarmagie. Abschließend soll an dieser Stelle das Wesen und die Möglichkeiten der vier Magielehren vorgestellt werden, um dem interessierten Leser ein ungefähres Verständnis von diesen zu vermitteln.
Begonnen wird mit der Feuermagie. Wie jede Magie ist sie nur auf Distanz nutzbar, da ihr Einsatz ein hohes Maß an Konzentration und Bewegungsfreiheit bedarf, wie sie auf nahe Distanz zum Gegner nicht aufrecht zu erhalten ist. Gegenüber Armbrüsten und Bögen als konkurrierende herkömmliche Fernwaffen verfügt die Feuermagie jedoch über die Möglichkeit, einen einzelnen Gegner nicht nur mit großer Stärke und Frequenz anzugreifen, wozu der begabte Feuermagier verschiedene aus Feuer erschaffene Gebilde zu formen vermag, sondern ihn auch noch mit so genannten Permanentzaubern zu belegen. Diese lassen im Falle der Feuermagie seinen Leib in Flammen aufgehen , welche niemals erlischen, solange der Feuermagier sie aufrecht erhalten kann. Das macht die Feuermagie zur effektivsten Fernwaffe im Kampf gegen einzelne Gegner, so entfaltet sie ihr größtes Potenzial im Distanzduell zwischen zwei Kontrahenten und die gezielte Konzentration auf einen Schwachpunkt ist das Prinzip, welchem sie folgt.
Die Luftmagie verkehrt dieses Prinzip ins Gegenteil und erreicht ihre größte Stärke bei der Aufteilung ihres Vernichtungspotenzials auf möglichst viele Gegner, was durch die Beschwörung großer Gewitterstürme und giftiger Gase gelingt, welche großflächige Verwüstungen anrichten können. Die Kontrolle des Windes unterliegt jedoch anderen Gesetzmäßigkeiten, da Ihre Macht durch die Bewegung großer und träger Luftmassen entsteht, weshalb ihre Zauber nur eine sehr langsame Geschwindigkeit besitzen und die Hälfte ihrer Zauber auf der Beschwörung und Aufrechterhaltung eines Sturms basieren. Außerdem lässt sich mit einem Windstoß kein gezielter Angriff durchführen, weshalb sie für den Einzelnen weniger gefährlich sind als die Zauber der Feuermagie. Dafür ist jeder einzelne ihrer Zauber darauf ausgelegt, mehrere Gegner innerhalb eines begrenzten Bereichs gleichzeitig zu bekämpfen. Auf der Jagd wie in größeren Schlachten sind es deshalb die Luftmagier, von denen die größte Gefahr ausgeht und deren mächtigste Anwender ganze Gegnerhorden auf einen Schlag auslöschen können.
Das Prinzip der Wassermagie ist Flexibilität und destruktive Manipulation. Im Gegensatz zur Feuer- und Luftmagie verfügt sie über Zauber, welche sich auf ein einzelnes Ziel konzentrieren als auch über solche, welche dazu fähig sind, mehrere Gegner gleichzeitig zu bekämpfen. Wasser wird zu äußerst gewaltigen oder zahlreichen Projektilen aus Eis geformt und auf ganz verschiedene Weise eingesetzt, als gigantische Keule, als ein Regen unzähliger spitzer Nadeln oder auch als Eisranken, welche aus dem Boden schießen und ihre Opfer in einer erstarrenden Umarmung umschlingen. Der Preis für diese hohe Flexibilität ist eine geringere Stärke der Zauber, so sind die gezielten Zauber der Wassermagie im Allgemeinen schwächer als die der Feuermagie und die Stärke ihrer flächendeckenden Zauber liegt hinter der der Luftmagie zurück. Die Wassermagie verfügt ebenfalls über Zauber mit anhaltender Wirkung, so ist es für einen kundigen Wassermagier ein Leichtes, die Kampfausrüstung eines Gegners zu verfluchen und teilweise unbrauchbar zu machen oder ihn auf anderem Wege zu behindern, zu verlangsamen oder zu schwächen. Mit Wassermagie ist alles möglich.
Die Erdmagie schließlich folgt einem völlig anderen Prinzip, dessen Maxime nicht die Vernichtung des Gegners, sondern die Heilung und Stärkung des Anwenders und seiner Verbündeten ist. Zwar sind auch mit ihrer Hilfe mächtige Attacken auf Einzelziele möglich, da ihre Anwender Stein formen und bewegen können, aber die meisten und mächtigsten Zauber dieser Lehre haben keine schädigende, sondern eine stärkende Wirkung. Mächtige energetische Schilde, durch welche einzelne Ziele oder Bereiche geschützt werden können, neutralisieren die Wirkungen feindlicher Angriffe und regenerieren kontinuierlich Verletzungen in atemberaubender Geschwindigkeit. Auch der Magier selbst ist dazu imstande, gezielt einzelne Ziele bis hin zu großen Gruppen augenblicklich von ihren Verletzungen zu heilen. Doch das ist nicht alles, nicht nur die Wiederherstellung, auch die Steigerung der Eigenschaften von Kreaturen und Materialien über ihre natürlichen Grenzen hinaus vermag die Erdmagie zu bewirken, so lässt sich die Agilität einer Kreatur mithilfe der Erdmagie steigern, wodurch sie dazu imstande ist, sich schneller fortzubewegen und die Schutzeigenschaft angelegter Rüstungen lassen sich erhöhen, indem der Magier sie mit einer Schutzschicht aus hartem Gestein überzieht. Wer die Erde beherrscht, beherrscht die perfekte Verteidigung.
Fazit
Mit dieser Charakterisierung soll die Abhandlung enden. Vieles blieb unangesprochen, doch sollten diese Zeilen dem Wissenssuchenden lediglich einen groben Überblick über die nötigen Voraussetzungen und bekannten Möglichkeiten der Anwendung von Elementarmagie verschaffen. Die Magie birgt jedoch noch unendlich viele Geheimnisse und Möglichkeiten, die bis heute unerforscht sind. In diesem Sinne sollten die Inhalte dieser Abhandlung eher als eine von verschiedenen Sichtweisen verstanden werden, welche dem Wissenssuchenden ein Verständnis von den obskuren Gesetzen vermitteln können, nach welchen die Magie funktioniert, wie eine Fackel, die in der Dunkelheit entzündet wird und dem Träger eine grobe Orientierung ermöglicht, ohne ihm jedoch seine Umgebung voll und ganz zu enthüllen. Dies ist unmöglich, denn das wahre Wesen der Magie ist das Chaos selbst und kein sterbliches Wesen ist dazu in der Lage, ihre Ursachen und Wirkungen in ihrer gesamten Komplexität hinreichend zu verstehen, geschweige denn sie zu kontrollieren. Für die zivilisierten Völker ist die Elementarmagie eine der wenigen sicheren Möglichkeiten der Magieanwendung. Nur wenige Individuen wagen es, sich mit der höheren Magie zu beschäftigen und noch weniger schaffen es dabei, sich Fähigkeiten anzueignen, welche die hier beschriebenen übersteigen, denn meist führt sie ihr Weg früher oder später ins Reich des Wahnsinns...
Lydia Sternentod