Grünes Nest
Das Grüne Nest ist eine Taverne im Zentrum Palandurs. Darum schart sich ein Kreis von Freunden und Gästen, die mehr oder weniger regelmäßig vorbeischauen. Sie versammeln sich hier, um ihre Erlebnisse zu teilen, ein Spielchen, ein Lied oder einen Tanz zu wagen und die Abende in fröhlicher Runde zu verbringen.
Neben vorzüglicher Verpflegung ist auch eine erstklassige Unterhaltung garantiert. Die Taverne befindet sich nämlich direkt am Prangerplatz. Bei wichtigen Auseinandersetzungen werden Stühle und Tische draußen auf dem Platz aufgebaut; so dass sich die Gäste bei einem kühlen Bier anhören können, was die Damen und Herren der Schöpfung zu sagen haben. Dabei ergreift die Wirtin gerne selbst das Wort und sorgt mit Zwischenrufen dafür, dass die Diskussionen nicht zu langweilig verlaufen.
Inhaltsverzeichnis
Eine Taverne in Endurias
Tavernen sind Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Egal ob Jäger oder Handwerker, Adeliger oder Streuner -- wer sich nach einem Tag harter Arbeit erholen will und Kontakt mit anderen Leuten sucht, der ist hier genau richtig. Entsprechend viel wird in einer Taverne geredet. Eine Schankstube, in der Schweigen herrscht, ist kein gutes Zeichen.
Geradezu unvorstellbar ist eine Taverne ohne Alkohol. Meist wird Bier ausgeschenkt, verschiedene Sorten sind Pflicht. Dazu kommt Schnaps, im Süden Wein und im Norden Met. Andere Getränke sind die Ausnahme, Ziegen- und Kuhmilch ist ein Getränk für Kinder, Wasser taugt allenfalls zum Abspülen.
Ein- oder zweimal am Tag gibt es warme Speisen, zu diesen Zeiten ist die Schankstube gut gefüllt. Wer zwischendrin essen möchte, muss sich mit dem begnügen, was von der letzten Mahlzeit übrig ist, oder er bekommt einen kalten Imbiss.
Am Abend herrscht Hochbetrieb. Manche Tavernen laden Barden ein, um ihre Gäste zu unterhalten. Auch Karten- und Würfelspiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Die meisten Gäste verlassen sich aber auf altbewährte Mittel, um die Langeweile zu vertreiben: Sie hören zu oder geben eine ihrer eigenen Geschichten zum Besten, sie lachen, trinken und genießen die Zeit.
Das klingt nach einem ruhigen und beschaulichen Leben. Dabei sind Tavernen der Startpunkt vieler Abenteuer. Hier werden Pläne geschmiedet, bevor die Helden losziehen, um Ruhm und Ehre zu erlangen. Und schließlich hat jede Taverne ein Hinterzimmer, um Geschäfte zu besprechen, die nicht für fremde Ohren bestimmt sind.
Aufbau (außen)
Das Grüne Nest besteht aus drei Gebäuden. Direkt am Prangerplatz steht längs das Hauptgebäude. Das Erdgeschoss besteht aus Stein, es ist das einzige, was vom früheren Gasthof übrig geblieben ist. Hier liegt die Schankstube, und im rechten Drittel gibt es einen Durchgang, durch den ein kleiner Karren in den Innenhof fahren könnte. Das Stockwerk darüber wurde in Fachwerkbauweise angelegt, in den Räumen über der Schankstube können sich Gäste einquartieren, die Räume über der Durchfahrt sind für das Personal. Was sich schließlich im ausgebauten Dachgeschoss verbirgt, geht Gäste nichts an.
Hinter dem Gebäude liegt ein Innenhof. Linkerhand zieht sich ein schmales Vordach entlang, unter dem Brennholz lagert. Die Rückseite wird von einer Scheune geschlossen, die Platz für ein Fuhrwerk, einen Lagerraum und eine Schmiede mit Werkstatt bietet. Der Heuboden darüber wird selten benutzt und erinnert daran, dass das Gebäude in früherer Zeit als Hofstätte diente. Auf der rechten Seite schließlich trennt eine übermannshohe Steinmauer den Innenhof vom nächsten Grundstück. In der Mitte steht eine Kastanie, unter der man im Sommer wunderbar im Freien sitzen kann.
Aufbau (Schankraum)
"Gutes Inventar muss einer Schlägerei gewachsen sein", entschied die Elfe in ihrem jugendlichen Leichtsinn und bestand darauf, dass Theke und Tische aus sicherlich handbreiten Balken gezimmert wurden. Selbst die Tischplatten sind fast von dieser Stärke, so dass es wohl zweier muskelbepackter Männer bedarf, um einen Tisch überhaupt vom Boden zu heben. Demgegenüber fliegen die Stühle aber erstaunlich gut, und auch der eine oder andere Krug krachte schon gegen die frisch gestrichenen Wände.
Anfangs wirkten die Wände noch leer, nach und nach füllen sie sich nun mit Erinnerungen an frühere Abenteuer, Wappenschilden und gekreuzten Schwertern. Die Theke ist wuchtig, dahinter hängen Ablagebretter mit Krügen und Flaschen an den Wänden. Ein Fass steht auf einem Sockel, so dass immer für frischgezapftes Bier gesorgt ist. Um den Schankraum zu vergrößern musste allerdings die frühere Küche weichen, so kann man kaum noch von einem Gasthaus sprechen. Das Grüne Nest ist mehr zu einer Kneipe geworden, oder, wie Xiomena zu sagen pflegt, "zur besten Spelunke südlich von Tamjeh Imuria."
Eines wird dem Besucher schnell ins Auge stechen. Schon das Wirtshausschild draußen ist in saftigem Grün gehalten, ebenso die Fensterläden. Dies setzt sich drinnen fort: Hier hängen grüne Banner an den Wänden, und wer sich ein wenig mit der politischen Situation in Endurias befasst, wird wissen, worum es sich handelt. Spricht man Xiomena darauf an, so erntet man nur ein vielsagendes Lächeln: "Tja, ich mag Grün. Eine schöne Farbe, findest du nicht?"
Geschäfte und Gerüchte
Um die Taverne ranken sich einige Gerüchte. Wieso steht sie ausgerechnet im Prangerviertel, in der verrufensten Ecke Palandurs, obwohl es an anderen Orten viel schönere und ruhigere Plätze gäbe? Woher kam das Gold, um die Gebäude in so kurzer Zeit auf Vordermann zu bringen? Wozu dienen die vielen Gespanne, die im Hinterhof verschwinden und hinter denen sich stets das Tor wieder schließt? Und was hat es mit den Freunden der Wirtin auf sich, die zwar immer freundlich grüßen, aber auch immer Armbrust oder Bogen mit sich tragen?
Natürlich gibt es auf jede Frage eine einfache Antwort: In diese Taverne sollen sich weder Reiche, noch Adelige verirren, deshalb bot sich das Prangerviertel an. Jeden Tag werden neue Getränke geliefert, ein reichhaltiges Angebot braucht eben Nachschub. Und nachdem die Wirtin früher in einer kriegsgebeutelten Stadt lebte und die meisten Freunde von damals kennt, trennen die sich nur ungern von ihren Waffen. Zusammen mit einem fröhlichen Lächeln wird niemand etwas dagegen vorbringen können.
So ganz befriedigen die Erklärungen aber nicht. Während die Stadtwache in anderen Schänken pedantisch auf die Sperrstunde achtet, scheint sie um das Grüne Nest beinahe einen Bogen zu machen. Die Augen sehen zwar nicht, was hier vorgeht, aber jeder in der Nähe scheint etwas zu spüren.