Enzyklopädie des Drachenordens

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Nicht zu verwechseln mit dem heutigen Drachenorden, der zwar in Verbindung mit dem einstigen Orden steht, stellte der Drachenorden für Jahrhunderte eine königliche Institution dar. Geleitet von fünf Erzmagiern, die die einzelnen Bereiche des Ordens kümmerten – Kriegswesen, arkane Künste, Handwerkskünste, Forschung und Heilkunst – war er die Perle des Königreichs Dunladan. Nach seiner Ächtung als königsfeindliche Gemeinschaft wurde er über die Jahre vergessen, die hier zusammengetragenen Erkenntnisse stammen von Azura Debonaire.

Geschichte

In den Zeiten nach den Bürgerkriegen, als die Menschen jeden Tag aufs Neue ums Überleben kämpfen mussten, gingen unzählige Schätze vergangener Tage verloren. Wertvolle Kelche wurden als Essgeschirr verwendet; Bibliotheken und Tempel niedergerissen, um Stadtmauern und Häuser zu errichten; Bücher zertreten und vergessen, da sie keinen materiellen Wert besaßen. Als der König, Donkar Malkin, dieses Unheil erkannte, rief er die klügsten und wissbegierigsten Krieger seiner Leibwache zusammen, um sie in die Welt hinauszuschicken, damit sie dem Treiben ein Ende bereiten sollten. Aus diesem anfänglich kleinen Kreis entwickelte sich rasch eine große Organisation, die ein eigenes Gebäude errichtete und feste Strukturen aufbaute. Der Kreis der Gelehrten wuchs, und so teilte sich der Orden in fünf Sparten auf, eine jede mit fest umrissenen Aufgabengebiet.

Die fünf Segmentae

Ordo Militaris

Der erste und wohl bekannteste Teil des Drachenordens war der Ordo Militaris, der bewaffnete Arm des Königs. Er bestand aus den Elitekriegern der einstigen Leibwache, seine Streiter waren Meister ihres Fachs, und so ist es kaum verwunderlich, dass sie in der Öffentlichkeit die meiste Anerkennung ernteten. Als Eskorten der Forscher und Magier machten sie sich einen Namen für ihre beherzte Vorgehensweise, und Geschichten, in denen Mitglieder des Ordo Militaris ihr Leben für ihre Ordensbrüder gaben, gibt es zuhauf.

Ordo Magica

Nicht viel ist bekannt über den mystischen Ordo Magica, Legenden und Sagen ranken sich um den Magierturm im Nordteil des Ordensklosters, doch ist die Zahl derer, die ihn betreten haben, gering. Im Nachhinein kann man den Ordo Magica als den Unterstützer der anderen vier Segmentae bezeichnen; denn Kampfmagie, Herstellung verzauberter Waffen und Rüstungen, allgemeine Zauber, die das Leben erleichterten und das gesamte Wissen über die Erdmagie wurden hier angehäuft, entwickelt und ausgefeilt. Trotzdem sprachen die Menschen Dunladans nie ohne eine gewisse Furcht vom Orden der arkanen Künste – wohl, weil der breiten Masse das Verständnis für magische Anwendungen fehlt.

Ordo Fabri

Das Segmentum der Handwerker blieb über die Jahre immer klein und überschaubar; wahrscheilich wandten sich die meisten Adepten anderen Zweigen zu, da sie im Handwerk den geringsten Reiz sahen. Und doch gehen zahlreiche Erfindungen auf den Ordo Fabri zurück; die Entwicklung des Drachenzunders, die erst die Verwendung edelster Metalle möglich machte, wird ebenso dem Handwerkerorden zugeschrieben wie die ersten magischen Schwerter.

Ordo Investigationis

Abenteurer und Vielgereiste bevorzugten den Ordo Investigationis, der ein interessantes und vielgestaltiges Leben versprach. Zahlreiche Reisen in entlegene Gebiete, Kontakt mit Einheimischen und Erkenntnisse über vergangene Völker – der ambitionierte Gelehrte schwebte hier im siebten Himmel. Die lange Vorarbeit in den Bibliotheken des Landes und die ausgiebigen Vorbereitungen für Expeditionen, die im Falle eines Versagens aus eigener Tasche bezahlt werden mussten, werden zugunsten der Romantik eines Lebens unter freiem Himmel nur allzu gerne vergessen.

Ordo Medicinae

Das bei der Bevölkerung beliebteste Segmentum ist zweifellos der Ordo Medicinae, der in allen wichtigen Städten des Reiches Krankenhäuser unterhielt und auch zahlreiche Alchimisten und Heiler unterstützte. Er war die Antwort des Königs auf die Seuchen in den südlichen Provinzen des Landes, und er erfüllte seine Aufgabe mit Bravour. Die Gelehrten der Heilkunst machten Donkar Malkins Namen auch in den neuen Provinzen bekannt und gereichten dem Königreich zu Ruhm und Beliebtheit wie schon seit Jahrhunderten nicht mehr.

Das goldene Zeitalter

Die Zeitspanne von 200 – 500 nach den Bruderkriegen wird als das goldene Zeitalter des Drachenordens bezeichnet. Under den majestätischen Flügeln des Wappentieres standen am Schluss bis zu 10.000 Ordensbrüder und -schwestern, womit der Drachenorden selbst die dunladanische Armee übertraf; durch seine Sonderstellung im Reich war er auch der königlichen Garde über und beeinflusste die Entscheidungen Donkar Malkins auf direktem Weg. Die Garde, die seit jeher die mächtigste Institution Dunladans gewesen war, geriet ins Hintertreffen und musste sich den Entschlüssen der fünf Erzmagier beugen, die jetzt kurz davor waren, das Land zu regieren.

Aufspaltung und Fall

Da der König die Gefahr für die Monarchie sah, beschloss er, den Orden auf 1000 Mitglieder zu limitieren, was zu einer direkten Konfrontation mit dem Ordo Magica führte, der sich den Bestrebungen Malkins entgegenstellte. Die Orden der Kriegskunst und der Heilkunst besannen sich auf ihr Gelübde dem König gegenüber und stellen sich auf die Seite Malkins, der die Garde, die dunladanische Armee und den religiöse Arm des Reiches hinter sich wusste. Des Nachts wurden hunderte Mitglieder des Ordo Magica verhaftet und im Schnellverfahren der Häresie und der Benutzung dunkler Magie für schuldig befunden. Wochenlang loderten die Scheiterhaufen vor der Königsstadt, die dunklen Nebelschwaden kündeten vom Ende der goldenen Ära. Donkar Malkin übertrug der königlichen Garde die Verantwortung im Handeln gegen den Drachenorden, was die Auflösung der vier verbliebenen Segmentae zur Folge hatte. Einige Mitglieder des Drachenordens wurden in die anderen königlichen Institutionen übernommen, doch die meisten verloren ihre Anstellung.

Der Drachenorden nach seinem Fall

Die ehemaligen Mitglieder des Ordens sahen sich gezwungen, anderen Beschäftigungen nachzugehen und besiedelten nun als Angehörige des Königsvolks die Peripherie des Reiches, doch einige wenige konnten sich nicht in die Gesellschaft eingliedern und gingen nach wie vor ihren Beschäftigungen nach. Aus dem Ordo Militaris und dem Ordo Medicinae entstand der Drachenorden, der sich in die äußeren Provinzen Dunladans zurückgezogen hat und sich vereinzelt Scharmützel mit der dunladanischen Armee liefert.

Der Ordo Magica konnte ebenfalls nicht vollständig ausgemerzt werden, doch scheinen zumindest die Anklagepunkte im Bezug auf Schwarze Magie stimmig gewesen zu sein. Die verbliebenen des Ordens der arkanen Künste nennen sich nun Schattenorden und leben, ebenso wie der Drachenorden, versteckt vor dem Auge des Königs. In wie weit sie sich mit dem Drachenorden, ihren einstigen Ordensbrüdern, Gefechte liefern, ist nicht bekannt. Fest steht allerdings, dass Begegnungen mit Mitgliedern des Schatten- oder Drachenorden in der Regel tödlich enden, da sich beide Gruppierungen nicht erlauben können, der Öffentlichkeit allzu bekannt zu werden.

Das Segmentum der Handwerker geriet vollständig in Vergessenheit; da geschickte Hände zu dieser Zeit gefragt waren, wurden die Schmiede, Gerber und Schneider des Ordens schnell in andere Organisationen eingegliedert und fanden Arbeit in den Betrieben des Landes.

Die Forscher und Gelehrten des Ordo Investigationis dagegen waren fast alle auf Reisen, als der Umsturz in Eleorath das Ende ihres bisherigen Daseins einleitete. Die Mitglieder, die zuerst vom Schicksal der Ordensbrüder des Ordo Magica erfuhren, warnten die Übrigen und so kehrten kaum ein Angehöriger des Ordo Investigationis in die Hauptstadt zurück. Gerüchten zufolge sind sie in Dunladan untergetaucht und haben sich unter dem Namen Crudelitas et Ultio wieder vereinigt.