Die Drachenschlacht zu Mer Heresh: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Oktober 2016, 22:04 Uhr

In den Archiven der freien Stadt Mer Heresh werden nicht ausschließlich die ernsthaften Schriften der Geschichte, Wissenschaften oder ähnliches aufbewahrt, auch Märchen und Legenden haben Einzug gefunden. Nachzulesen ist unter andere diese Aufzeichnung eines unbekannten Archivars:


Man schrieb das Jahr 398 nach dem großen Beben. Der entstandene Kontinent Zyrthania war weitestgehend grob kartographiert und die Schrecken nach der Katastrophe und die Gedenken der Toten verblassten allmählich aus dem Gedächtnis der Bewohner. Dörfer waren entstanden und drei hatten sich zu Städten weiterentwickelt: Tyarith, Isul K'thuum und unser geliebtes Mer Heresh. Wir alle kennen die Analen unserer Stadt, die vielen großen und kleinen Ereignisse. Eins möchte ich in aller gebotenen Kürze in Erinnerung rufen, die legendäre Schlacht der Drachen.


Ein von hohen Türmen unterbrochener Mauerring umgab seinerzeit die Stadt. Mer Heresh war etwas kleiner als heute, denn die Vorstadt war noch nicht erbaut und lediglich drei Tore führten hinein. Von Beginn an schmiegte sie sich ans Hochgebirge und in den Fels hineingehauen überragte die Felsenfestung, letzter Rückzugspunkt, die Stadt. An der höchsten Stelle, einem nur von der Festung aus zu erreichenden Felsvorsprung, erstrahlte im Jahr 397 nach dem großen Beben ein glühendes Feuer. Niemand konnte sich dem Feuer weiter als bis auf zwei Schritte nähern ohne zu verbrennen. Weder die Weisen noch die Zauberer der Stadt wussten sich die Herkunft zu erklären und auch ein Löschen schien unmöglich. Gerüchte und Mutmaßungen machten die Runde, es sei eine unbekannte Hexerei der Widersacher aus Tyarith oder Isul K'thuum oder schlicht ein rätselhaftes Naturphänomen. Während man streitete, ob es sich um ein gutes oder schlechtes Omen handelte, erreichte besorgniserregende Kunde die Stadt und wurde als wahr bestätigt. Flugechsen und langsame landgebundene Scheusale näherten sich Mer Heresh, offensichtlich angelockt durch das magische Feuer. In der Khantib Wüste sollte die Horde aus Drachen ihren Ursprung haben, sie wurde nah der Oase Mirabar erstmalig gesichtet und zog an den Ufern des Spiegelmeeres entlang auf direktem Wege gen Süden, eine Spur aus verbrannter Erde hinterlassend.

Soldaten wurden ausgehoben, zusätzliche Wurfmaschinen und Geschütze erbaut und in Stellung gebracht. Die Wasserlandschaft im Norden und Osten, ein natürlicher Schutz, sollte genutzt werden, um die Horde noch vor den Stadt zu stellen und aufzuhalten. Damals war Mer Heresh an zwei Seiten von Wald umgeben, doch Rodungen und Abholzungen vor den Mauern ergaben im Osten freie Sicht bis zum Wasser. Bis heute ist dieses Stück Ebene nahezu unbewachsen. Wälle wurden an den stadtseitigen Ufern aufgeschüttet und baumdicke Pfählen eingegraben. Zeitzeugen berichten von schrecklichen Kämpfen die sich ereigneten, als die Drachen, vom Licht angezogen, der Stadt entgegenströmten. Rasend sollen sie gewesen sein, rasend vor Gier. Pfeil- und Steinregen und gewaltigen Schwingen verdunkelten den Himmel und magische Eruptionen zerschmetterten Knochen und Glieder. Echsenleibern türmten sich am Ufer auf und das Seewasser färbte sich blutrot.

Der mächtigste Königsdrachen, das Leittier der Horde, wurde erst vor den Mauern der Stadt durch einen rußrot gerüsteten Streiter getötet, der von der Echse wohl noch im Todeskampf zermalmt wurde, fand man doch keine Spur mehr von dem Helden. Kurz nach dem Tod des letzten Drachen erlosch auch das Feuer. Uns allen wurde wieder deutlich gemacht, dass Sterbliche allem und jedem aus eigener Kraft trotzen können und selbst die Schmiede ihres Schicksals sind!


Doch eine alte Elfe, ja ihr lest richtig, alt, grauhaarig und gebeugt, berichtete mir eine Mär dazu, die unglaublich scheint. Sie schien mir klaren Verstandes, behauptete dennoch dabei gewesen zu sein. Das Ereignis liegt hunderte von Jahren zurück und noch nie begegnete ich Elfen dieses Alters.

Sie behauptete, dass Kordan selbst der rotgerüstete Recke war und den letzten Drachen erschlug. Und nicht nur das, sei er nach dem Ende der Schlacht am höchsten Punkt der Stadt zusammen mit Meterian erschienen. Die Stimmen der beiden klangen so tief und mächtig, dass die erschauerten, welche zugegen und Zeuge waren. Der lichte Gott wurde anhand des Schwerts und der Hellebarde identifiziert. Kordan warf ihm vor mit der Macht des Feuers die Drachen beeinflusst und herbeigelockt zu haben, um in den Seelen die Furcht vor der dunklen Seite zu säen und sie auf die lichte Seite zu ziehen. Seelen, ihr lest richtig, dieser Begriff fiel. Nur er selbst habe dies verhindert und seine eigenen Geschöpfe vernichtet, um nicht fälschlich beschuldigt zu werden und den Lichten dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Meterian lachte, Kordan selbst habe in seinem Wahn das Wesen der Drachen dermaßen vergiftet, dass es nur eines kleinen Funkens bedürfe, sie in Raserei zu versetzen. Er, Meterian wollte die Stadt nur vor dem Schicksal der Zerstörung bewahren. Der lichte Gott sprachs, griff die Flamme und verschwand mit ihr. Kordan schloss sich zornentbrannt einen Moment später an.


Genau auf diese Weise soll es sich zugetragen haben, so die Elfe. Offensichtlich glaubte sie tatsächlich an die Götter ohne einer Seite gewogen zu sein. Ich denke sogar dass sie ihnen gegenüber Hass empfand. Und nicht nur, dass sie dies Fabelmärchen mit zwei Göttern auftischte, sollen diese sich noch um unsere Seelen streiten. Unsere Stadt Mer Heresh sei im Wettstreit wohl eine gute Möglichkeit auf einen Schlag recht viele zu gewinnen oder zu verlieren, je nachdem von wessen Seite man es betrachtet. Ob die Schlacht das Werk des lichten oder dunklen Feuergottes war, eindeutig heraushören konnten die Zeugen es aus dem Gespräch nicht. Klingt es nicht absurd? Oder doch wahr? In den Archiven fand ich zwei weitere einzelne Notizen, kaum beachtet, fast begraben, die Angaben eines Wachsoldaten und eines Ratsherren. Die Worte der Elfe werden bestätigt, doch ist es glaubhaft?


Die Aufzeichnung endet ohne die Namen der Betreffenden zu nennen.