Panaya
Wie Aschgu-Panaya geboren wurde
(erzählt von Saeta)
Wir schrieben einen grausamen Tag, an dem diese Geschichte beginnt. Es herrschte ein gewaltiges Unwetter, und die Blitze zuckten nur so durch die Luft und leckten spielerisch an den steinernen Klippen hinauf zu der Höhle des Impulaba. Aschgu-Pango war für diese außergewöhnliche Wetteränderung verantwortlich. Erst vor wenigen Wochen durch Impulaba gezeugt, hatte er noch Schwierigkeiten, seine Kräfte zu meistern.
Aschgu-Poya, seine nur wenige Tage jüngere Schwerster, hatte mehr Glueck. Sie kam mit ihre Gabe, Magie in die Welt zu setzen, besser klar, und auch Aschgu-Pogun hatte durch die Hilfe von Baba-Elumba, den Wächter der Großen Roten Leiter, einen Weg gefunden, seine Künste der Welt zu offenbaren und sie für jeden zugänglich zu machen.
Doch an diesem Tag sollte es wieder einmal soweit sein, dass Impulaba seinen Leib teilt und daraus etwas Neues entstehen läßt. Elumba machte sich bereits helfend für die Geburt eines neuen Aschgu bereit, ihm zum Leben zu verhelfen und ab diesem Moment zu dienen, zu gehorchen und auf ewig unterwürfig zu dienen. Impulaba richtete seine Augen auf die Wolken, die immer noch den Himmel überdeckten, und es passierte in jenem Augenblick, als der Blitz in seinem Gesicht einschlug und ein entstelltes, zu unerkennbaren Formen geschmolzenes Antlitz zurückließ.
Als Impulaba nun auf seine Knie gestützt am Boden lag, schrie er nach seinem Erstgeborenen. Es war für Impulaba unverständlich, warum ein ihm vertrauter und treu ergebener Verbündeter und obendrein ein Familienmitglied eine solche Tat verüben konnte, da verschlug ihm ein neues Gefühl den Atem. Es war ein Gefühl, das er zuvor noch nie verspürt hatte: Es war purer Haß, gemischt mit der Verzweiflung, daß ihm sein eigener Sohn ihm fast das Leben genommen und ihn auf ewig entstellt hatte.
Aus diesem Moment stieß ein Bein aus Impulabas Hinterkopf, kurz darauf ein zweites. Impulaba, vor Schreck und Schmerz geschockt, riß sein Gesicht himmelwärts, und die Beine faßten festen Boden. Aus seinen Augen stießen Hände und kurz darauf die dazugehörigen Arme, welche sich daran machten, Impulabas Mund zu öffnen, aus dem ein wunderschöner Kopf herauskam, um die Luft der Welt zu erleben.
Auf den Kopf folgten der Hals und der ganze Oberkörper. Nachdem das Wesen ganz aus Impulabas Kopf herausgestiegen war, faßte es sich auf die nackte Kopfhaut, und wunderschönes, dunkles, hüftlanges Haar wuchs. Um ihre zarten Rundungen wuchsen wie aus dem Nichts leichte Stoffetzen, die den Körper kaum bedecken konnten, aber sie vor den gierigen Blicken der Welt zu bewahren wußten.
Impalubas jüngste Tochter kniete sich neben ihn und sagte mit engelsgleicher, zärtlicher Stimme: „Vater, deine Gefühle sind deine größte Schwäche! Du hast überlegt, deinen eigenen Nachkommen zu strafen dafür, daß er noch nicht mit seinen Gaben umzugehen weiß. Ich möchte der Grund sein, warum du ihn verschonst. Ich möchte die Verzeihung sein, die du verschenkst wie das großzügigste Geschenk der Welt. Ich möchte die Gnade sein, die du walten lässt, und ich möchte die Liebe sein, die euch wieder zusammenbringt - ein Gefühl, stark wie kein anderes und das nur mit der Schönheit, der Vernunft und dem Glauben der Wesen aneinander vergleichbar ist. Ich möchte der Stern sein, der zum Himmel steigt, um über alle Menschen zu wachen, die Liebe verkünden und allen Wesen zu helfen, damit sie miteinander in Frieden leben können. Vater, bitte gib mir einen angemessenen Namen."
"Du sollst Panaya heißen, meine zweite Tochter, mein fünfter Nachkomme und der vierte der Aschgani, der durch mich in diese Welt gesetzt wurde. Nun geh, Aschgu-Panaya, und vollbringe dein Werk in der Welt und erfülle sie mit Frieden."
Nach diesen Worten erhob sich Aschgu-Panaya, breitete ihre Arme aus, und in dem Moment, als sie fast zu schweben schien, stießen zwei himmelblaue, gefiederte Flügel aus ihren Rücken, zwei Flügel, die sie an Größe noch überragten und mit denen sie sich aufschwang und in den Abendhimmel flog, durch die sich langsam verziehenden Wolken hindurch in Richtung Sonne, in Richtung Licht, um ihrer Aufgabe und Ehre gerecht zuwerden...
Wie Aschgu-Panaya Frieden stiften wollte
(erzählt von Darkdesire)
Es war ein eisiger Wintertag mit Schneestürmen, als Aschgu-Panaya ins Land auszog, um Antworten auf Fragen zu finden, die sie innerlich beschäftigten. Aschgu-Panaya ahnte, daß die von Ihrem Vater erschaffenen dreimal drei Welten niemals auf ewig ein friedliches beisammen haben könnten, zu unterschiedlich waren die mittlerweile zahlreichen Lebewesen, zu aufsässig die formlosen Geister. Ihre Geschwister hatten alle Kräfte bekommen, mit denen etwas zu erreichen war, jedoch hatte Aschgu-Panaya mit Ihrer Gabe so langsam das Gefühl, eine stets unerfüllbare Aufgabe bekommen zu haben.
In einer Höhle fand Aschgu-Panaya Schutz vor dem wütenden Schneesturm. Dort angekommen, entzündete sie ein kleines Feuer, um sich zu wärmen, während die letzten Ereignisse vor ihrem inneren Auge vorbeizogen:
Nachdem sich die Erde mit immer mehr verschiedenen Lebewesen füllte, kam es zu Zank und Streit. Ein friedliches Zusammenleben wurde zusehends weniger möglich, als diese Kreaturen Gefühle wie Neid, Eifersucht, Habsucht und Haß entdeckten. Es bildeten sich Rasse für Rasse eigene Gruppen, welche sich erhoben und alle, die nicht Ihresgleichen waren, vertrieben.
Dieses Geschehen war natürlich auch Impulaba nicht entgangen, und er setzte sich mit seinen Kindern an einem Tisch, um die Lage zu beraten. Impulaba und seine Söhne kamen zu dem Entschluß, daß die Wurzel dieses Übels von der Welt verschwinden müsse.
Aschgu-Poya, die zweite Tochter Impulabas, hielt sich zurück, da sie wusste, daß sie gegen den Zorn ihres Vaters und ihrer Brüder momentan nichts bewirken könne. Aschu-Panaya fühlte sich hilflos und hatte Schuldgefühle, denn sie hatte ja die Aufgabe bekommen, Liebe und die Gabe des Verzeihens ins Land zu bringen. Nachdem die Zusammenkunft beendet war, flüchtete Aschgu-Panaya, um einen friedlicheren Ausweg finden zu können, denn noch hatte sie Zeit, etwas bewirken zu können.
Der Schneesturm legte sich, und Aschgu-Panaya war aufgewärmt. Eines wußte sie: Sie mußte versuchen, mit Ihrer Gabe die Unruhen zu beenden. Sie machte sich erneut auf den Weg, und als erstes wollte sie die Blutelfen zur Vernunft bringen. Nach einigen Stunden kam sie an ihrem auserwählten Ziel an und bat um ein Gespräch mit dem Oberhaupt der Blutelfen.
Kurz darauf stand sie vor ihm und fragte nach den Gründen der Unzufriedenheit, und bekam als Begründung die Vertreibung aus dem Ursprungsgebiet der Blutelfen. Nach einem für Aschgu-Panaya sehr zufriedenstellenden Gespräch verabschiedete sie sich mit dem Versprechen, auch die Gegenseite aufzusuchen.
Bevor sie sich jedoch aufmachte, um die Gnome um ein Gespräch zu bitten, ließ sie ihrem Vater eine Nachricht zukommen mit der Bitte, noch nichts zu unternehmen. Als nun Impulaba diese Nachricht bekam, war er besorgt und auch wütend, da seine Tochter sich in solch eine Gefahr begeben wollte Sofort rief er seine Söhne zusammen und befahl Ihnen, sich auf suche nach Aschgu-Panaya zu begeben, und sie machten sich auch sofort auf den Weg.
Unterdessen näherte sich Aschgu-Panaya der Gnomenstadt. Sie hoffte, auch hier ein ähnliches Resultat wie bei den Blutelfen erzielen zu können, und mit dieser Hoffnung klopfte sie an das große Tor. Es öffneten zwei winzige Kreaturen, mit Äxten und Schwertern bewaffnet, und zischten sie an, was sie denn hier wolle. Ruhig erklärte sie ihr Anliegen und bat ebenfalls um ein Gespräch mit dem Obersten der Gnome.
Auch hier wurde sie zu Ihm geführt, jedoch war der Ton rauer. In der Zwischenzeit hatten Aschgu-Panayas Brüder herausgefunden, wo sich Ihre Schwester befand, und sie begaben sich ebenfalls auf den Weg zur Gnomenhauptstadt.
Aschgu-Panaya versuchte in derweil, das Gnomoberhaupt davon zu überzeugen, dieses Gebiet an die eigentlichen Besitzer, die Blutelfen, zurückzugeben. Das Gnomenoberhaupt tuschelte mit seinen Beratern und nannte daraufhin Aschgu-Panaya Bedingungen, die er erfüllt haben wollte von den Blutelfen, danach würde er dieses Gebiet frei geben. Sie hörte sich diese Bedingungen an, und auch wenn sie sich sicher war, daß nicht alle Punkte den Vorstellungen der Elfen entsprechen würden, würde sie diese überbringen und versuchen, einen Mittelweg für beide Seiten zu finden.. Mit einem unsicheren Gefühl verabschiedete sie sich, während das Gnomenoberhaupt schon wieder mit seinen Beratern tuschelte. Aschgu-Panaya wurde von zwei bewaffneten Gnomenkriegern zum Tor begleitet.
Als sich das Tor langsam öffnete, sah sie Ihre Brüder schon in der Ferne, verspürte aber gleichzeitig einen stechenden Schmerz im Rücken. Einer der Gnome rammte ihr seine Axt in den Rücken und zischte nur: „Niemals werden wir unser Land hier aufgeben!“ Aschgu-Panaxa sank zu Boden. Aschgu-Poschoso, der nahe genug heran war, erwischte einen der Gnomenkrieger noch mit einem seiner Pfeile und tötete ihn, bevor sich das Tor wieder schloss.
Aschgu-Panaya hatte versucht, die Welt mit Liebe zu retten, jedoch entsprang aus diesem Vorhaben nur noch mehr Wut und Haß.