Ikandur
Hintergrund
Es heißt, vor vielen hundert Jahren baute dereinst ein elfischer König namens Ti eine Burg für seine Verlobte mit Namen Elesh, weil sie einmal beiläufig erwähnte, dass sie sich vor den Ungeheuern in der Welt fürchte.
Der König wurde von allen Seiten dafür verspottet, denn solch eine Burg war völlig nutzlos in Ikandur. Niemand konnte sich auch nur daran erinnern, dass es jemals einen Krieg gegeben hätte, wozu brauchte man dann auch eine teure Burg? Zahlreiche Arbeiter kamen bei dem Bau ums Leben, denn massive Steinblöcke mussten von den Bergen bis an die Küste transportiert werden. Ganze Zwergenstämme verlagerten ihre Minen aus den tiefen Stollen des Dämmergebirges in die entlegenen Trollklippen, wo sie für den Bau der Burg feinsten Marmor förderten. Die Krone zahlte Unsummen für die besten gnomischen Konstrukteure des Landes.
Nichts war jedoch imposant genug für Ti und so kam es, dass er seiner Verlobten Elesh zu ihrer Hochzeit eine prächtige Burg, ja ein massives Bollwerk zum Brautgeschenk machte, damit sie nie wieder Angst erleiden sollte. Der Volksmund taufte die Burg Elesh Ti.
Der Unmut des Volkes auf König Ti hielt sich noch viele Jahre. Die Steuern waren hoch, um die Burg instand zu halten und die riesigen Kornkammern zu füllen. Mit jedem Blick auf das protzige Bauwerk flammte neuer Zorn in der Bevölkerung auf.
Eines Tages jedoch fielen Horden von Räubern über die Salzküste' in Ikandur ein. Mit unzähligen Schiffen landeten sie an und zogen marodierend durch die Wälder des heutigen Burgenvorlands. Die Bewohner wussten sich nicht zu helfen und flehten Königin Elesh um Einlass in die Burg, den sie ihnen umstandslos gewährte. Als die Angreifer auch in den anderen Teilen des Landes Städte angriffen, kamen die Bauern aus nah und fern und suchten Schutz in der Burg.
Die Angreifer schleiften eine Stadt nach der anderen und wagten auch zahlreiche Belagerungen auf Elesh Ti. Dort bissen sie sich allerdings schließlich an den massiven Mauern die Zähne aus und eine Streitmacht aus der Bevölkerung Ikandurs konnte die Horden schließlich zurückschlagen.
Das Leben der Ikandurer zentrierte sich noch viele hundert Jahre später rund um Elesh Ti. Keine andere Stadt hat die Angriffe der Horden während der großen Kriege überdauert. Sogar ihre Namen gerieten in Vergessenheit. Niemand vergaß jedoch, dass Elesh Ti ihnen Schutz in der Not bot und fortan galt König Ti als weiser, ja prophetischer Herrscher. Seine Nachfahren regieren noch immer über das Land und werden respektiert und geehrt. Unter ihnen waren auch viele Gläubige, die Tempel für die Lichten und Dunklen Fünf in Elesh Ti errichten ließen. Auch Anhänger der freien Geister haben ihren Platz in der einstigen Burg und können ihren Glauben frei ausleben. Ein jeder sollte in der neuen Hauptstadt des Landes sicher sein.
So kam es, dass noch heute fast alle Einwohner Ikandurs in der Nähe der Burg siedeln, um für einen weiteren Krieg gewappnet zu sein. Die anderen Teile des Landes gelten seit den großen Angriffen als nahezu vergessen. Selbst die königliche Akademie in Elesh Ti besitzt nur weniges, veraltetes Kartenmaterial, daher muss man sich auf die Berichte Reisender berufen, die es gewagt haben, von der Salzküste aus tiefer in das Innere des Landes vorzudringen.
Dies kann sich nun jedoch ändern. Königin Elywa, eine Nachfahrin von König Ti und Königin Elesh, verkündete den Erlass des Königshauses eine Neubesiedelung des Landes fortan zu gestatten. Stadtherren sollten jedoch in der Lage sein, die Bewohner vor den Gefahren der Welt zu schützen, da die oberste Prämisse der königlichen Armee der Schutz der Hauptstadt und ihres Umlandes bleiben wird.
Geographie
Das Umland der Hauptstadt Elesh Ti gilt als sicher vor Ungeheuern und Räubern. Wer sich jedoch weiter in Richtung Westen wagt, wo das Land nur spärlich besiedelt ist, sollte erfahren und gut dafür gerüstet sein. Nicht weit östlich von der Burgenfestung Elesh Ti ist das Salzmeer, dessen Wogen von Süden und Osten hart auf die Salzklippen der Küste treffen. Nördlich von Elesh Ti hingegen gilt das Meer als sanft und strömungsarm, so dass bei Ebbe sogar Wanderungen über das Wattenmeer möglich sind. Es heißt, man könne dort eine winzige Insel namens Kleiner Zeh finden.
Im Westen der Stadt Elesh Ti erstreckt sich das Burgenvorland, das schließlich in ein Sumpf- und Seengebiet mündet. Von hier an werden die Berichte der Reisenden rar, denn die Dämmerwände, ein vom Meer geteiltes Gebirge nördlich der Sümpfe und Seen, haben nur wenige überquert. Manch einer behauptet, in den Hochebenen jenseits der Berge wäre es so unbeschreiblich schön, dass die Wanderer lieber dort bleiben würden. Es wäre warm und sonnig und das türkisfarbene Wasser des in der Sonne glitzernden Zirak’Luz, des silbernen Meeres, sei überwältigend. Andere behaupten, es wäre dort zu gefährlich und diejenigen, die nicht in die Hauptstadt zurückkehrten, sind Monstern und Räubern zum Opfer gefallen.
Es heißt, dass es in Ikandur sogar eine Wüste namens Khalad Mandar geben soll. Einmal wurde ein Säcklein voll Wüstensand auf einer Auktion in Elesh Ti für eine so hohe Summe verkauft, dass der Verkäufer einen Karren brauchte, um das Gold zu transportieren. Er wurde daraufhin überfallen und blieb Zeit seines Lebens arm, aber seitdem sagt man, in die Wüste zu reisen brächte Unglück.