Randruk: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Januar 2015, 00:09 Uhr
Fernor, ein wandernder Elf, schleppt sich durch den Wald. Dichter Nebel schlingt sich durch das Unterholz und erschwert ihm die Sicht. Die klaffende Wunde im Rücken schmerzt und zwingt den einst so stolzen Mann dazu, gebeugt zu gehen, zu stolpern, auf dem Boden zu kriechen. Sein scharfer Blick nutzt ihm nicht, zu dicht ist der Nebel. Die Geräusche von hinten werden lauter, sie kommen näher.
Die Angst steigt in Fenor auf. Er ist nicht bereit zu sterben und doch würde er diesen Tag sein Leben lassen müssen.
Randruk, der Hüter des Nebelhains, folgte dem Weg, den ihm die Seelen wiesen. Sie redeten von einem Sterblichen.
"Das Elixir verläßt seine Hülle."
"Ein Neuankömmling."
"Ja, ein Neuankömmling! Bringen wir ihn zu uns, Randruk."
Randruk verstand die Sprache der Seelen. Er war es, der sich um sie kümmerte, sie davon abhielt, ziellos umherzuwandern, Zorn anzusammeln und böse zu werden. Schließlich kam er an die Stelle, die ihm die Geister genannt hatten. Vor ihm lag ein zugerichteter Fenor, auf dem eine kleine dunkle Gestalt hockte, die ihre Krallen gerade in dem Arm des Elfen versenkte. Sogleich wandte sie ihren Kopf zu Randruk und stieß ein grausames Fauchen aus, gefolgt von einer augenblicklichen Flucht in den Nebel.
"Unselige Kreaturen, diese Wurzelkobolde." murmelte Randruk und schritt auf den im Sterben liegenden Elfen zu. Er erkannte, daß es nicht gut um Fenor stand, zu viele Verletzungen hatte ihm der Kobold zugefügt. Fenor selber nahm nicht mehr viel davon wahr, was geschah. Randruk nahm den geschundenen Körper auf, legte ihn über die Schulter und machte sich auf den Rückweg. Noch ehe er einen Schritt tat, entwich dem Elfen der letzte Atemzug.
"Ein Neuankömmling, in der Tat." murmelte der Einsiedler kühl.
In seinem Lager angekommen, legte Randruk den Leichnam auf einen Steinaltar, wo schon zahlreiche Tote gelegen haben, bevor ihre Seele sich von dem Körper löste. Ohne zu zögern begann er das gewohnte Ritual der Beschwörung. Dazu mischte er eine Flüssigkeit aus Kräutern und anderen Stoffen zusammen, die selbst einem geübten Alchemisten nicht leicht zu erkennen wären. Hierbei handelte es sich um Arznei des Waldes, längst vergessene Tinkturen, Pulver und Salben aus den alten Tagen. Einzig Hexenmeister scheinen sich ihr noch zu bedienen, weswegen die einfache Bevölkerung und die gut Gesinnten jähen Abstand davon genommen haben. Randruk hingegen schien diese Kunst zu beherrschen und zu gebrauchen. Fristete er deswegen sein Dasein einsam in diesem Wald, umgeben von Seelen, Geistern und Kreaturen der Dunkelheit?
Die Worte, die Randruk nun sprach, waren für niemanden dieser Tage mehr verständlich. Die Seelen scharrten sich um den Altar. Auch sie verstanden diese Worte nicht, doch mochten sie ihren Klang. Sie mochten es, Neuankömmlinge zu begrüßen, denn sie mochten Gesellschaft. Was sie haßten war die Einsamkeit, denn diese machte sie traurig, zornig und schließlich böse. Und böse sein, das wollten diese Seelen nicht, denn Randruk hatte sie gelehrt, Lasten aus dem Diesseits ruhen zu lassen und unbeschwert in Harmonie zu sein. Sie konnten es kaum erwarten und Außenstehende, wenn sie denn gegeben hätte, hätten behauptet, daß die Geister den Neuankömmling besingen und feiern.
Fortsetzung folgt