BAND VII

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Dies ist Band VII der Geschichte um den Bürgerkrieg Endurias.

Vorwort

Als die Elascar Isilla Mir‘syrval starb, brach auch ihr Bann über ihren Turm Isillheim. Die Geschehnisse konnten von einem der Überlebenden festgehalten werden, sind jedoch recht einseitig geschildert. Es konnten Informationen aus anderen Quellen eingeholt werden, doch sind diese ebenso bruchstückhaft wie anzuzweifeln. Deshalb ist die Geschichte aus Sicht des Eiselfen Hyli Ill'ahte überliefert und an einigen Stellen mit anderen Eindrücken versehen. Der Wahrheitsgehalt scheint jedoch sehr hoch.


Kapitel 1

Hyli Ill'ahte gehörte zu den Günstlingen der Elascar, da er sich im Kampf und dem Überleben in der Kälte hervorgetan hatte. Sein Leben in Isillheim gehörte zu den angenehmeren, sofern man davon sprechen kann. Er teilte sich ein Zimmer mit drei weiteren Elfen, ein Luxus, der nicht vielen zur Verfügung stand. Die meisten der Untergebenen mußten sich ein Quartier mit 50 oder mehr anderen teilen. Schlechter erging es nur den Gefangenen, die in den eisigen Verließen ihrem Schicksal überlassen wurden, wenn Isilla das Interesse an ihnen verlor.
In Abwesenheit der Elascar hatte Thellyn Fyrsath die Aufsicht über den Turm und seine Bewohner. Er war ein äußerst ehrgeiziger und gnadenloser Mann, der die Befehle seiner Herrin unnachgiebig ausführte. Hyli beugte sich diesem, da Ungehorsam drakonisch bestraft wurde, aber von Mögen konnte keine Rede sein.
Der Tod Isillas löste den magischen Bann über den Turm. Seine Bewohner spürten dies sofort. Hyli beschrieb dies als "das Gefühl, als wäre ich von einer Fessel befreit worden". Den anderen erging es ähnlich. Selbst die Eisdrachen, die der Elascar dienten, zogen weg von Isillheim, trotz des Klimas und der Beschaffenheit der Umgebung. Nichts schien sie zu halten. Als nach einem Monat keine Nachricht von Isilla oder anderen eingegangen war, kam man zu dem Schluß, daß die Herrin wirklich gegangen sein mußte. Das sich nun anbahnende Chaos konnte durch beherztes Auftreten von Thellyn verhindert werden. In der Wartezeit hatte er die Linie seiner Herrin beibehalten und nahm nun das Zepter erneut an sich. Aufgrund seiner alten Stellung machte ihm auch niemand den Posten streitig. Er hatte immer noch den Respekt seiner Untergebenen.
Anders dagegen die Gefangenen in den Verliesen. Auch sie hatten gespürt, daß die Kraft der Elascar verschwunden war und sie sich freier bewegen konnten. Doch jene, die aufbegehrten und die Freiheit forderten, ließ Thellyn hinrichten. Die aufkeimende Hoffnung der ehemals Gefangenen schien mit einem Mal verschwunden. Jedoch erlaubte der Eiself den übrigen, sich frei im Turm zu bewegen, wenn sie seine Herrschaft anerkannten. Und so wurden sie in der Gemeinschaft aufgenommen, auch, wenn sie von den meisten Eiselfen als weniger wertvoll betrachtet wurden.

Kapitel 2

Ein Zwerg, Thurr Glennsson, welcher einst von der Elascar Noalin geschickt wurde, um Isillheim anzugreifen, tat sich besonders durch seine Weisheit hervor. Er stieg schnell in der Gunst Thellyns auf und wurde bald zu seinem Berater. Die anderen Eiselfen betrachteten seinen Aufstieg argwöhnisch, doch wagten sie es nicht, sich dem Willen ihres neuen Herrschers entgegenzustellen. Thurr war es schließlich, der Thellyn davon überzeugte, daß man die Bibliothek der alten Herrin geöffnet werden mußte. Zwar hatten die Überlebenden dies schon versucht, waren aber gescheitert. Der Zwerg jedoch schien einen Plan zu haben, dies zu bewerkstelligen. Während Thellyn auf die schmeichelnden Worte und Ideen einging, wuchs das Mißtrauen der anderen Elfen. Der Zwerg schien viel zu gierig auf das Wissen zu sein, das die Bibliothek verbergen sollte. Doch gestattete Thellyn keine Widerrede und besprach sich mit Thurr, um die Bibliothek zu öffnen.
Schließlich war es soweit und Thellyn stand mit Thurr und dem Rest seines Rates vor den verschlossenen Türen. Der Zwerg beschwor die Erdmagie, mit deren Hilfe er meinte, das Schloß überwinden zu können. Isilla hätte mit Absicht dieses Element gewählt, da es den Elfen eher fremd sei. Und tatsächlich vermochte der Zwerg es, die Tür zu öffnen und den Eingang freizugeben. Doch die Elascar hatte ihre Biblithek nicht ohne einen letzten Schutz gelassen und so nahm das Übel seinen Lauf. Ein Blitz kam aus der Tür geschossen und durchfuhr alle Anwesenden, um dann weiterzuziehen und nach weiteren Opfern im Turm zu suchen, bevor er sich auflöste. Körperlich unbeschadet, war es der Geist, den der Zauber berührt hatte. Sowohl Thurr als auch Thellyn und die übrigens Eiselfen verfielen in einen Rausch. Hyli sagt an dieser Stelle "ich fühlte mich schuldig und sah die Schuld bei den anderen. Büßen mußten sie, alle büßen!".
Ein jeder zog seine Waffe und griff jenen an, der ihm am nächsten Stand. Der Zwerg, der ohne Waffen gekommen war, leistete wenig Widerstand und wurde als erster nierdergestreckt. Die übrigen Eiselfen bekämpften sich erbttert, bis einer nach dem anderen fiel. Als nur noch Thellyn, Hyli und zwei weitere Männer übrig waren, fiel der Schleier von den Kämpfern. Und dann bemerkten sie, daß der Turm bebte.

Kapitel 3

Isilla hatte scheinbar an alles gedacht, denn der Turm begann auseinanderzubrechen und sein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Panikartig stürmten die Eiselfen die Treppen herunter, um dort noch mehr Opfer von Kampfeshandlungen zu erblicken. Das Beben wurde immer stärker und Steine fielen herab und Wände stürzten weg. Die Panik unter den Bewohnern hatte sich schnell verbreitet und die Überlebenden flüchteten um ihr Leben. Nicht wenige fielen dem einstürzenden Turm zum Opfer und doch konnte sich eine beachtliche Zahl an seinem Fuß sammeln, um zu sehen, wie das gewaltige Bauwerk zur Seite kippte, während es in sich zusammenstürtzte. Eine darauffolgende Lawine machte jegliche Hoffnung zunichte, an die zurückgelassenen Habseeligkeiten zu gelangen.
Thellyn sammelte seine Eiselfen um sich und sein Zorn war grenzenlos. Nach wenigen Momenten war ihm der Verrat klargeworden, den Thurr an ihm begangen hatte. Statt des Wissens der Bibliothek hat er seinen Turm zerstört und ihn um ein Haar getötet. Für ihn war klar, daß dieser Plan von den ehemals Gefangenen ersonnen sein mußte. Und so erteilte er den Befehl, sie alle zu töten. Ein jeder, der sich nicht Eiself nennen konnte, sollte sterben und für den Verrat des Zwerges bezahlen.
Die Angegriffenen wußten gar nicht, wie ihnen geschah, als die Eiselfen die ersten von ihnen niederstreckten. Doch waren sie nicht wehrlos, trugen doch auch sie Waffen und lagen überall Steine und andere Gegenstände herum, die man zum Kämpfen nutzen konnte. Zudem waren auch nicht alle der Eiselfen bewaffnet, so daß die Chancen ausgeglichen waren.
Hyli, der in diesem Moment an nichts anderes dachte als an Rache, kämpfte erbittert und erschlug jeden, der sich ihm in den Weg stellte. Doch selbst die geübten Eiselfen hatte in dem aufkommenden Schneefall hart zu kämpfen und büßten allmählich an Kraft ein. Die Überlebenden der anderen Seite traten einen ungeordneten Rückzug an, um ihren Mördern zu entkommen. Die Kampfhandlungen verlagerten sich und wurden durch immer länger werdende Unterbrechungen bestimmt. Hyli selbst verfolgte die Flüchtenden am längsten, um dann jedoch völlig erschöpft aufgeben zu müssen. Immer noch zornig trat er den Rückweg zu seinen Kameraden an, um feststellen zu müssen, daß Thellyn den Kampf nicht überlet hatte. Die Eiselfen waren ohne Führer und unschlüssig, was als nächstes zu tun sei. Dies war der Moment, den Hyli wiefolgt beschreibt. "Es war meine Zeit. Ich würde unseren Feinden den verdienten Tod bringen, denn ich habe die Kraft dazu."

Kapitel 4

Unter der Führung Hylis nahmen die Eiselfen am nächsten Tag die Verfolgung auf. Nach wenigen Stunden des Wanderns hatten sie zwar zahlreiche Fußabdrücke finden können, doch keinen der Feinde persönlich. Als die Gruppe das kalte Land allmählich verließ und der Schnee nur noch dünn lag, beschlich Hyli das Gefühl, die falsche Richtung genommen zu haben. So weit außerhalb Isilheims waren die Eiselfen selten gewesen und ihr Stärke lebten sie im Kampf in Schnee und Kälte aus. "Diese Umgebung ist ungewohnt. Es fühlt sich selbst anders an, wenn man geht. Mir ist nicht wohl." beschreibt Hyli die Lage.
Trotz der bisher erfolglosen Verfolgung, trieb der Eiself seine Männer weiter an. Bald sollten ihre Mühen auch belohnt werden. Sie stießen nach und nach auf leblose Körper der Gefangenen, die von der Gruppe zurückgelassen worden sind. Dies erfüllte die Verfolger mit Zuversicht. Möglicherweise waren die Feinde die ganze Nacht fortgelaufen, doch hatten sie dafür ihre ganze Kraft verbraucht. Wenige machten sich einen Spaß daraus, die Toten zu schänden, doch dachte Hyli nicht daran, dies zu unterbinden. Schließlich hatten sie ihm alles genommen, was er hatte.
Schließlich lasen sie sogar einen jungen Halbelfen auf, der zwar geschwächt am Boden lag, aber noch am Leben war. Er hatte sich während der Kämpfe eine Verletzung an der Schulter zugezogen, deren Nachwirkungen sich während der Flucht bemerkbar gemacht hatten. Voller Erschöpfung bettelte er um Gnade, doch hatten die Eiselfen kein Gehör dafür. Als er sich weigerte, seine Leute zu verraten, ließ Hyli ihn hinrichten. Direkt danach zogen sie weiter, um die Flüchtenden einzuholen. Angetrieben durch Zorn und die Aussicht, bald Erfolg zu haben, merkten die Eiselfen nicht, daß sie geradewegs in einen Hinterhalt liefen.
Von Bäumen aus, schossen ihre Gegner mit Pfeilen und Steinen, um damit einen Großteil der ahnungslosen Elfen zu überwältigen. Nachdem die erste Angriffswelle geschlagen war, nahmen sich die verbliebenen Eiselfen ihrer Angreifer an, so daß das Gefecht von Isilheim auf ein Neues entflammte. Keine Seite konnte einen Vorteil für sich erringen, so daß nach und nach immer mehr Tote zu beklagen waren. Am Ende sollten es jedoch die Eiselfen sein, die den Kampf verloren. Eine Gruppe von sieben, darunter Hyli, war übrigegeblieben und sah sich einer Übermacht von etwa dreißig Feinden gegenüber. Einer der Eiselfen ließ seine Waffe fallen und die anderen taten es ihnen nach. Dies erzürnte Hyli noch mehr, so daß er die beiden Nächsten erschlug und die Flucht antrat. Was mit seinen anderen Kameraden geschah, erfuhr er nicht, auch wenn er ihnen nichts Gutes wünschte. Verfolgt wurde er von niemandem.


Epilog

Zerfressen von Zorn aufgrund des Verrats und des Verlustes seiner Heimat, seines Lebens, zog Hyli sich in die Einsamkeit zurück. In dieser Zeit schrieb er seine Gedanken nieder, brütete über Plänen seiner Rache und fiel zusehends dem Wahnsinn anheim. Wie viele Jahre er in der Wildnis verbrachte, ist unklar, doch wurde er eines Tages von einem Sceralpriester in der Nähe von Palandur aufgelesen. Sein Zorn war über die Jahre verraucht, während ihn nun heftige Schuldgefühle plagten. Der Priester sorgte für ihn und half ihm dabei, sich mit seiner Schuld und Vergangenheit auseinanderzusetzen. Nach kurzer Zeit verstarb Hyli, doch bewahrte der Priester seine Schriften auf und fügte diesen seine Erlebnisse mit Hyli hinzu.

Die Überlebenden des letzten Gefechtes suchten ebenfalls den Weg nach Palandur, schien es doch der einzig sichere Ort in Endurias gewesen zu sein. Die besiegten Eiselfen erfuhren Gnade und schlossen sich dem Zug an. Von Hyli hatten sie nicht wieder gehört.